Hallo Steffen, hallo Liste,
auch bei uns war das über Jahre nicht immer eine einfache Situation.
Rückblickend kann ich sagen, dass alle dazu gelernt haben:
Mein Schulleiter, der wenig Euphorie für die damalige “Landeslösung BW”
(ist es für ihn irgendwie immer noch) aufbringen konnte. Er unterstützt
heute die Lösung, bis hin zur Mitgliedschaft unserer Schule im Verein.
All das sicher nicht 100%, nicht ohne Reibungsverluste und mit
irgendeiner Garantie für die Ewigkeit, aber so, dass wir unseren Job gut
machen können.
Das Kollegium (dass nun einmal träge ist und weder in Datenschutz noch
in “ich lern jetzt mal Linux” besonderen ELan an den Tag legt, aber
nichtsdestotrotz hohe Forderungen an das und nicht selten sehr klare
Vorstellungen von dem hat, wie es “richtig geht”), dass im Endeffekt
immer mitzieht und meinen Einsatz sehr zu schätzen weiß.
Nicht zuletzt ich, der ich anfangs (auch gegen viele Widerstände)
Einzelkämpfer an der Seite eines in Rente gehenden anderen
Einzelkämpfers war und heute durchaus Verständnis habe, dass das so
nicht mehr gehen müssen sollte. Ein Schulleiter hat Recht, wenn er
Bauchschmerzen damit hat, dass das Netz von einer Person abhängt. Er hat
auch nicht ganz unrecht damit, dass die Zahl der Stunden aus dem Pool
für viele Dinge da sind (und dass es zu wenig sind, liegt nicht an ihm).
Und bei allem Einsatz, der gewürdigt werden sollte (das muss ja auch
nciht immer von der SL sein): die Sache gehört in den Mittelpunkt. Ich
betreue ein Schulnetz für die Schule. Ich mache das, weil ich überzeugt
bin, ein gutes, offenes Produkt zu vertreten und damit einen Leuchtstab
der Freiheit in unserer verbertelsmannten Bildungsrepublik hochzuhalten.
Aber wenn irgendwann etwas besseres kommt, wenn die Strukturen bei uns
den Weg ändern, wenn es neue Herausforderungen gibt, die neue Wege
erforderlich machen, dann ist das nichts persönliches (auch wenn ich
manches zu schnell persönlich nehme).
Diese für mich sachliche und irgendwann auch professionelle Offenheit
hat vieles ermöglicht. Wir haben anfangs versucht, aus einem
Arbeitskreis OpenOffice durchzudrücken - das hat Gegendruck erzeugt und
Stress. Und es gab eine klare Entscheidung (am gesamten Arbeitskreis
vorbei) für MS Office. Heute diskutieren wir das viel offener: in den
Schulcurricula steht (meistens) “Textverarbeitung”. Wir reden über
Dateiformate und erlauben eben (derzeit) MSO und LO. Das ist nicht die
perfekte Welt, aber es ist offener als es wohl jemals war.
Wir nutzen Windows. Aber überall hat man die Wahl. Und wenn es das
kaputte digitale Whiteboard ist, dass unter Linux besser läuft oder die
experimentierfreudigen Schüler oder der Informatik-Unterricht, in dem
nun die Windows-Nutzer die “armen Zurückgebliebenen” sind… ich kann
gut damit leben, dass das so ist. Und so hart ich manchmal in der Sache
diskutiere, hat es mir und dem Prozess sehr gut getan, meine
Überzeugungen etwas zurückzustellen zugunsten eines gemeinsamen,
sinnvollen Weges.
Inzwischen sind auch wir ein Team: 2 Stunden für mich, 1 Stunde für
einen Kollegen, der das Verwaltungsnetz betreut, wobei ich ihm helfe, so
wie er im Schulnetz helfe, wenn das nötig ist. Ein Schulassistent hilft
bei vielen praktischen Dingen, ein externer Fachinformatiker, der früher
mal viel geholfen hat, wäre im Notfall in der Stadt, ein weiterer
Kollege, der viel im Netz macht, ist gut genug eingearbeitet für den
absoluten Notfall. Die gesamten Erkenntnisse sind in unserem
Redmine-Ticketsystem verwikit, Passwörter liegen in einem versiegelten
Umschlag im Safe, unsere Verfahren weitgehend und transparent für alle
dokumentiert.
Ich kann den Frust verstehen. Ich finde, das Schulsystem lädt an vielen
Stellen zu Frust geradezu ein. Was linuxmuster.net schafft, ist genau
das, was ich bei uns erlebe: nicht die perfekte Welt (und auch nicht das
perfekte Produkt - was immer das sein soll), aber eine bessere. Ein
starker Verein, tolle Leute, ein geniales, offenes, verlässliches
Produkt. Aber dass das sämtliche Probleme löst, Voreingenommenheiten
restlos beseitigt, dass wir “automatisch” gewinnen - das ist nicht
unsere Welt und sicher nicht unser Schulsystem.
Wirklich helfen wird das Steffen alles nicht - und es wäre natürlich
schade, wenn eine Schule/ein Schulleiter ein solches Maß an Wissen,
Erfahrung und Engagement nicht sieht und nutzt. Aber vielleicht kann man
anders wirken, sanften Druck aufrecht erhalten, im Gespräch bleiben, die
Alternative immer parat haben, vielleicht kommen irgendwann wieder
andere Zeiten… Vielleicht muss man auch wechseln und sich nicht alles
geben, was einem an Ignoranz begegnet. In jedem Fall sollte man das
Schulnetz immer in der Schule lassen können - ob man nun zuständig ist
oder nicht (und so manche Lösung dürfte eh nicht möglich machen, was mit
unserer Lösung von zu hause möglich ist ).
Wie auch immer es kommt - viele Grüße und Kopf hoch,
Thomas
PS: Notfalls installiert man sich linuxmuster.net auf dem heimischen
Server, genießt, wie schnell das plötzlich alles ist und synchronisiert
der Partnerin aus der Schule ihr kaputtes Windows zurecht