Chrome OS auf Tablets als Alternative für alte Schulhardware?

Hi, Thomas -

bin gespannt…

Grüßle,
Christoph

Ups - per Email antworten… hier komplett:

Hallo Christoph,
Am 22.02.20 um 15:56 schrieb Christoph Günschmann via linuxmuster.net:

ich war - ehrlich gesagt - ein bisschen überrascht und auch ein wenig frustriert über den harschen Tonfall Deiner Antwort, sehe allerdings hier Deine Kritik eher als eine allgemeine als eine an meiner Anfrage, oder ?

Ja, mir ging es nicht darum, irgendwen persönlich anzugreifen. Und ich verstehe ja auch die herausfordernde Situation vor Ort - irgendwie betrifft uns das ja alle.

Mir ging es eher um die generelle Entwicklung im Bildungssektor, sich mehr oder weniger in Abhängigkeiten zu begeben, die ich problematisch finde. Und vor allem in der Verantwortung sehe ich die Schulbehörden und -träger, die hier nicht schaffen, öffentlichen Geldern effizient in nachhaltige, freie und unabhängige Lösungen zu überführen (und die darin auch gar kein Problem sehen).

Und solche Dinge (Ipad-Angebote, „Kooperationen“ mit Firmen, Ofice 365, …) lösen ja durchaus auf einer Ebene kurzfristig erst einmal Probleme - aber wenn einem dann auf einem Meeting von offiziellen Vertretern der Landesbildungspolitik mehr oder weniger durch die Blume gesagt wird, dass man besser nicht öffentlich Ipads kritisiert, da sie inzwischen der „Quasi-Standard“ seien, denke ich eben mal wieder: wehret den Anfängen.

Die Politik demonstriert in meinen Augen hier grandioses, nachhaltiges Scheitern. Bildungspolitisch gestaltendes Handeln ist praktisch überhaupt nicht vorhanden - nur ein resignatives Abnicken (oder auch stolzes Präsentieren) von Leuchtturmprojekten, Kooperationen und Lösungen, die vor allem den Herstellern dienen (und sie bei genauerer Betrachtung kaum einen Cent kosten).

Und das kommt in mir einfach hoch, wenn ich hier und da wieder etwas davon lese, dass so etwas als Lösung gewählt wird. Dass die Wege dahin völlig unterschiedliche sind und es sich dabei nicht zwingend leicht gemacht wurde - absolut.

Viele Grüße
Thomas

PS: ich muss ab und zu an „Airtame“ denken. Das schickte sich mal an, eine herstellerunabhängige und technisch durchdachte Lösung für die Bildschirmübertragung zu werden. Wir haben das - trotz recht hoher Kosten - an der Schule getestet. Was ist passiert? Seit Jahren nun bekomme ich vom Hersteller immer wieder Mails über „tolle Kooperationen“ mit irgendwelchen völlig zusammenhanglosen Diensten, über „grandiose Partnerschaften“, die meine Arbeit revolutionieren werden.
Was der Hersteller aber nicht hinbekommt, sind grundsätzliche Probleme des Streamings in den Griff zu bekommen oder z.B. Grundfunktionen in die Android-App zu integrieren. Stattdessen ist die App irgendwann nicht mehr verfügbar gewesen. Mag sein, dass das inzwischen anders ist, aber damals ist mir mehrmals der Kragen geplatzt zwischen diesem Werbegewäsch und der Realität mit diesem Gerät. Geld verdient man eben nicht mit echten Innovationen, sondern mit Marketing-Gewäsch. Und das sollen Schülerinnen und Schüler offensichtlich möglichst frühzeitig lernen.
Bei der Digitalisierung soll alles simpel sein, ohne viel Arbeit funktionieren und dann soll es noch möglichst wenig kosten. Stellt man kritische Fragen, ist man ein Bremser und Digitalisierungsgegner. Wünscht man sich hingegen Kompetenz, ist das utopisch und ja auch gar nicht nötig, denn die Lösungen sind ja alle da, die Früchte müssen nur gepflückt werden…

3 „Gefällt mir“

Google und die anderen haben ein Ziel: Willige, unmündige Konsumenten zu erzeugen. Darum drücken sie in die Schulen und bieten ihre Produkte da umsonst an. Das hat noch garnichts mit deren Überwachungswut zu tun, die noch oben drauf kommt.

Die Schule sollte ein Ort sein, der davon nicht abhängig ist und die Schüler darüber aufklärt.

Ich weiß nicht. Konzerne wie Amazon möchten sicherlich willige, unmündige Konsumenten erzeugen.

Bei Google bin ich sehr unschlüssig, was die „wollen“. Fest steht aber, dass Google unglaublich viel Macht über Menschen hat. Viel mehr Macht als viele Staatsregierungen.

Es wäre für Google geradezu unglaublich leicht, Wahlen zu manipulieren. Und wenn sie es schon täten, hätte keiner (wenn sie es subtil genug machten) eine Chance, das zu merken.

Dass Wahlen über IT manipuliert werden, weiß man spätestens seit Cambridge Analytica - nur dass die sich vergleichsweise dämlich angestellt haben. Facebook ist auch fast schon plakativ böse. Bei Google ist das viel schwerer zu greifen, aber ich persönlich glaube, dass Google der mächtigste Konzern unter den IT Riesen ist. Und das sind sie unter anderem auch deswegen, weil sie so gut sind. Google Maps ist etwa unglaublich gut. Wie leicht man sich damit in einer fremden Stadt zurechtfindet, inclusive Nahverkehr und allem, ist der Wahnsinn.

Aber was passieren würde, wenn Google diese Macht massiv mißbrauchen würde, wage ich mir nicht, vorzustellen.

Ich nehme mal an, dass die meisten von uns auch älter sind als Ende 20. Überlegt doch mal, wie gut Open Source Software geworden ist. Vergleicht das mal mit Closed Source Software von vor 20 Jahren. Es ist ja nicht so, dass man mit Linux Clients etwa ständig auf der Kommandozeile rumhacken müsste.

Vergleicht man Linux mit Windows, ist sogar vieles deutlich einfacher. Ich habe fast allen meiner 11er Informatikschüler einen Lernstick gegeben, weil die das viel leichter fanden, als unter Windows eine komplette Java Entwicklungsumgebung zu installieren.

Das Einzige, was mir wirklich unter Linxu fehlt ist, wie ich schon schrieb, ein gutes, günstiges Convertible (gerne auch tablet mit Anstecktastatur) mit einer halbwegs brauchbaren Dual-Camera.

Meine 7Klässler haben schon richtig coole Filmprojekte mit ihren Linux-Netbooks gemacht, aber (zugegebenermaßen) mit zusätzlcihen (privaten) Kameras, und das waren dann schon auch die eher experimentierfreudigen Kids aus der Klasse.

Was ist denn mit One Laptop per Child? Wird daraus nicht mal One Tablet per Child? Ein einfaches, leichtes, robustes Gerät?

Also, sorry für blabla, aber ich sehe es wie Thomas. Nicht immer ist der einfache Weg der beste.

Hi.
Also ich gebe jetzt auch mal meinen Senf zu der Sache – schließlich kam die Anfrage ursprünglich von mir. Das war allerdings im April 2017 :slight_smile:

Ich selbst bin natürlich ebenfalls von :penguin: überzeugt – doch ich verstehe auch die nicht technik-affinen Kollegen, dass sie ein möglichst einfaches und niederschwelliges System nutzen wollen, das nicht kompliziert zu bedienen ist.
Jetzt kann man natürlich argumentieren: „Dann müssen sie sich halt mal hinsetzen und es lernen (alternativ: sich beibringen lassen)!“ aber die Realtität sieht imho leider anders aus. Mittlerweile denke ich, dass die Schere schon so weit auseinander gegangen ist, dass man nicht mehr alle mitnehmen kann (was auch nicht so schlimm ist). Wir hatten die laaaaange Diskussion hier ja schon schon mal – eine Aussage von Frank @ironiemix war damals:

Das ist völlig richtig. Jetzt geht’s aber um eine etwas andere Frage als damals …

Leider macht Apple ja nicht alles schlecht bzw sogar einiges richtig und wenn der Satz fällt „Da funktioniert das!“ dann ist da (leider) auch was dran. Was :apple: clever (?) macht und kann ist: Im eigenen Universum „perfekt“ (?) mit den selbst angebotenen Geräten zusammenarbeiten. Dann ist man selbstverständlich im „walled garden“ und muss mit dem „vendor lock-in“ klar kommen! Und natürlich zahlt man dann auch die Apple-typischen Kosten!
Wir haben hier ja schon oft über Bildschirmübertragung von einem beliebigen Gerät auf den Beamer gesprochen. Airserver macht es da ja imho noch am besten – aber AppleTV ist hier leider noch besser. Versteht mich nicht falsch: Wir haben es bei uns nicht im Einsatz und bisher sind die Schreie relativ leise. Dennoch funktioniert das bei Apple ootb – während man im Android-Universum ein dermaßen heterogenes System hat, dass man immer wieder stolpert. Das beginnt schon mit ganz simplen Dingen wie: Der Button zum „Koppeln/Bildschirm übertragen“ heißt nicht überall gleich (so dass man auch keine einheitliche Anleitung erstellen kann). Manchmal ändert sich der Name und die Position des Icons sogar von Android-Version zu Android-Version. Und leider sind es genau diese Stolpersteine, die ja eigentlich keine große Hürde sein sollten, die nicht-technik-affine Kollegen dann zu Aussagen verleiten wie: „Das funktioniert alles nicht!“ usw … kennen wir hier vermutlich alle?! Dass dann aber AppleTV von „offizieller Stelle“ der Vorzug gegeben wird, ist nicht sooo verwunderlich — oder?

Noch eine andere Sache: Die richtig großen Player haben mehr als genügend Mitarbeiter, Geld und Power, um eine (weltweit) funktionierende Cloud aufzubauen, die funktioniert. Ich fände es ja lobenswert, wenn ein kleines Bundesland wie NDS das auch anbieten könnte – aber daraus wird so schnell wohl nichts, da es eigentlich an allem fehlt; zunächst mal an genügend fähigen Programmierern, die natürlich nicht freiwillig für weit weniger Geld für’s Land abeiten, wenn der $Player ihnen das doppelte bietet??
(Darüber hinaus stellt sich aber vielleicht eh die Frage, ob eine „Landes-Cloud“ überhaupt was bringt oder ob wir mit „unserer“ Nextcloud-Schiene nicht viel besser da stehen?!!)
Man hat ja gesehen, wie gleich ein paar Versuche unterschiedlicher Bundesländer der letzten Zeit in Eigenregie fast alle grandios gescheitert sind – oder aber weit hinter den Zielen zurück bleiben. Das wundert mich eigentlich alles nicht…

Was natürlich stimmt: Warum werden öffentliche Gelder nicht in Systeme wie das frei verfügbare linuxmuster.net gesteckt, um damit alle Schulen einheitlich auszustatten? Ob es aber ein großes Umdenken in den Köpfen der Verantwortlichen geben wird?

So long.
Michael