Hallo ksarkisian,
Ich habe schon vor Monaten gedacht (und irgendwo hier auch geschrieben), dass es natürlich besser wäre, wenn man mit vereinten Kräften eine Plattform wie Moodle nimmt, verbessert und evtl zentral hosted (so wie das BelWue in BW macht). Meinetwegen auch verschiedene Open Source Plattformen, je nach Bedarf anbietet und betreut. Und sich dann auf den Materialtausch konzentrieren, z.B. Plugins für mehrere Plattformen bauen. Das wäre wirklich cool.
Es ist halt… schon bemerkenswert, wie „Politik“ manchmal funktioniert… Man möchte was „eigenes“, was „deutsches“, etwas, das man gefühlt selber kontrolliert… und jetzt schaue ich mir die Schulcloud an und denke… ja, ist ja ganz ok, aber es sieht an vielen Stellen genau so aus, wie unser Moodle. 2-3 kleine Features finde ich gut, 200-300 Features von Moodle fehlen mir leider. Und so hübsch die Demo mit ihren 5 Kürschen ist, wie sich das bewährt, aussieht, wie gut es zu pflegen ist, wenn mal hunderte Kurse entstehen, sehe ich da nicht.
Das Argument „Moodle ist scheiße“ ist eher ein Beispiel dafür, dass man gerne auch mal mit Argumenten hantiert, die 10 Jahre alt sind. Ich erlebe das leider dauernd. OpenSankore gibt es nur auf Französisch. OpenOffice öffnet keine Word-Dateien. Flash ist doch Standard. Das ist halt leider das „Niveau“ der Diskussion.
Man sieht ja in vielen Projekten, wie schwer es ist, diese in einen nachhaltigen Betrieb zu überführen. Moodle hat das als Open Source Projekt geschafft und ich finde das beeindruckend. Die Entwicklung ist rasant, das hat ja nichts mehr mit dem Moodle vor 10 Jahren zu tun. Die Schul-Cloud wird eine nachhaltige, kundenorientierte Entwicklung noch auf die Beine stellen müssen - und sie geht dafür in meinen Augen den falschen Weg. Anstatt frühzeitig auf die Community zu setzen nimmt man halt das viele Geld, baut etwas draus und hofft darauf, dass die Einführung „von oben“ zu einer kritischen Masse führt, die das dann finanziert, sobald es kostenpflichtig wird. Ich habe bei Moodle ein riesiges Netzwerk an Nutzern, eine riesige Community, zahllose Plugins für alles mögliche. Es ist weder sinnvoll, noch nötig, dass das nochmal jemand nachbaut - es gibt ja jetzt schon genug Alternativen).
Aber an so vielen Stellen ist Politik irrational, sind die Motive zumindest fragwürdig - und auch bei der Schulcloud bin ich es jetzt schon leid, die üblichen Phrasen immer und immer wieder zu hören, die versuchen, der Schulcloud „Alleinstellungsmerkmale“ zu verleihen, die sie nicht hat und ob der vielfältigen Konkurrenz gar nicht haben kann. Soll sie als Projekt für Schulen ohne eigene Expertise laufen - meinetwegen. Dann ist es im Schlimmsten Fall eine vertane Chance. Sollen sie es den Schulen verschreiben - bei uns weiß man dann wenigstens, WAS an Ressourcen mal wieder mutwillig verbrannt wurde, weil „Entscheider“ nur reden, aber nicht zuhören können.
Aber hey…
- Limux in München „funktioniert nicht“ (anstatt ehrlich zu schauen, was nicht geht und es mit viel Geld zu verbessern, kommt es in die Tonne - ein Armutszeugnis).
- Die Niedersächsischen Finanzbehörden wechseln zu Windows (es gibt hier nicht mal einen Grund!).
Wäre das alles meine Domäne, wäre ich Politiker geworden. So bin ich halt Lehrer (und versuche, die Köpfe gegen Alternativlosigkeit wach zu halten). Und betreue nebenher ein Schulnetz und zeige, was mit etwas Geld und Sachverstand möglich ist, obwohl es doch angeblich nicht geht.
Wie war das: „Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht* und hat’s gemacht.“
Viele Grüße
Thomas