Hallo,
um hier ans OP anzuknüpfen: An dieser Stelle ignorieren die “Digitalisierungapologeten” aus meiner Sicht einfach sehr oft die Realität. Wenn ich eine Tafel anschraube, kostet die mit Montage 2200€ und hält 15Jahre, zwischendurch muss gelegentlich einer kommen und schauen, ob sie noch richtig angeschraubt ist.
Wenn ich jetzt flächendeckened inetraktive WBs ausrolle, habe ich erst mal mehr als die doppelten Kosten - und keiner fragt wirklich nach dem geplanten Lebenszyklus, der optimistisch-realistisch betrachtet wahrscheinlich bei 5-10 Jahren liegen dürfte. Vom deutlich größeren Wartungsaufwand mal abgesehen (Rechner).
Noch krasser bei dem neuen interaktiven Superdisplays: Das ist praktisch ein riesiges Android Tablet, das man an die Wand schraubt, gegen die alte interaktive WB Lösung besticht das vor allem dadurch, dass ich keinen PC mehr brauche, um das Ding zu benutzen. Aber hej, da läuft Android drauf, da gehe ich jede Wette ein dass die niemals auch nur ein einziges Sicherheitsupdate bekommen die Dinger. Kosten von mehr als 5k€/Stück, die Stadt Reutlingen rollt das derzeit flächendeckend aus (naja, die sind reich, die können das sicher alle 5 Jahre wieder machen).
Und weiter gehts mit den tollen iPads: Wir haben neulich in der SL-Runde mal diskutiert, ob wir auch mal auf den “Tablet-Klassen-Trend” aufspringen sollen - wir gucken erst mal noch zu - warum? Rechnet das mal aus: Einen Jahrgang mit iPads zu versorgen kostet etwa 35.000€ (Kosten für Verwaltung und MDM o.ä. nicht eingerechnet). Wenn ich die in Klasse 5 austeile, brauchen die SuS in Klasse 8 oder 9 neue, denn 8 Jahre halten die niemals. Das erhöht die Kosten auf 70.000€ pro Jahr. Unser Etat vom Schulträger ist größenordungsmäßig 180.000€/Jahr. Noch Fragen? Und da bringt das auch nix, wenn die Bundeministerin jetzt das Kooperationsverbot lockert und Geld auf die Schulen wirft - damit kann man Infrastruktur machen, aber Gerätekauf mit dem Geld ist eine Sackgasse, wenn man das will muss das der “neue Taschenrechner” sein und man muss das bezahlen (wollen) - und zwar jedes einzelne Jahr aufs Neue.
Und - last but not least - “Medien” sind “Vermittler”, per se wird durch neue Medien und Digitalisierung nicht alles besser (obwohl man damit sicherlich auch tolle Dinge tun kann). Letztlich haben aber alle Medien auf irgendeine Art “Kosten”, nicht nur monetär sondern auch Kenntnisse beim Anwender und dergleichen. Und diese Kosten müssen sich “lohnen”, mit anderen Worten, der Einsatz an Geld, Fortbildung, Ablenkung im Unterricht u.ä. muss zum besseren Verständnis beitragen. Den Referendaren lege ich da ganz am Anfang eine Folie auf, die so aussieht:
Naja, wird nix helfen, mit iPads und Office 365 fängt die Revolution der Bildung bestimmt an 
VG
Frank
P.S.: Auf Twitter hatte ich da tatsächlich eine (sehr) kurze Diskussion mit interessantem Verlauf…
P.P.S.: Als ich gerade am Ende des Studiums war (so ca. 1998) hab ich Nachhilfe gegeben bei SuS, die in “Laptopklassen” zur Schule gegangen sind - hab da eigentlich nur ich ein DejaVu, wenn ich jetzt “Tablet-Klasse” höre?