Hallo Holger,
Bei mir an der Schule hat es ein halbes Jahr gebraucht, bis die ersten
kamen und gesagt haben, dass sie jetzt verstehen, weswegen wir von MS
Office weg sind.
echt?!? Verstehen oder akzeptieren?
WENN man Zuhause auch Libre Office verwendet, und nicht
OpenDocument Formate von Schülern konsequent ablehnt, dann ist das
nämlich viel Besser als vorher:
Ja, wenn man es nutzen würde. Wenn es ALLE nutzen würden und sich damit
dieser Dokumentenstandard durchsetzen würde.
Da wie gerade schon geschrieben aber bei uns fast keiner der KuK das
macht, akzeptieren die nicht nur MS von Schülern, sondern wollen es sogar.
Alles, was so getauscht wird, 99,5% was an Vertretungsaufgaben geschickt
wird, sind MS-Dokumente.
als wir noch Office 2003 hatte: wo fast
jedes Dokument zerschossen war: weil es “schnellgespeichert” wurde, oder
weil der andere Rechner einen anderen Druckertreiber hatte oder weil es
eine andere MS Office Version oder auch nur ein anderer Patchlevel war.
Also zum einen ist das glaube ich echt nicht (mehr) so. Und wenn doch,
dann wird es akzeptiert.
Jedenfalls, wenn es den KuK wirklich ständig ihre MSO Dokumente in MSO
verhageln würde, dann würden sie sich kaum darüber aufregen, dass das
bei LO (mit ihren MSO Dokumenten) passiert und LO ja „Mist ist“.
Außerdem lieben sie den PDF Export Knopf (ist ja auch super).
Das geht in MSO inzwischen auch.
Men wichtigstes Argument war damals das “verschobene Dokument”: dass das
aufhören würde, wenn man sich an ein freies, von der ISO Zertifiziertes
Dateifomat hänge: so machen wir das doch bei M4 Schrauben auch und auch
DIN A4 gibt es als ISO Standard.
Das haben meine KuK nie kapiert / kapieren wollen.
Ich hab damals auch eine Fortbildungsoffensive gestartet und den
Kollegen anhand von Open Office (inzwischen Libre Office) mal überhaupt
erst Textverarbeitung beigebracht: wie formatiere ich einen Text? Warum
nehme ich Formatvorlagen und rücke nicht mit der Leertaste oder mit Tab ein?
Die magische F11 Taste
Hm, das würden bei mir wieder nur 2 oder 3 kommen, die insgesamt wenig
PC affin sind und das auch von sich wissen und zugeben. Das sind aber
ohnehin die, die sogar LO nutzen, weil sie mir was glauben.
Die große Masse meint, sie können und wissen alles, aber das (andere)
Programm taugt nix.
Das zweite Argument damals war übrigens das Geld. Wir hatten damals 100
Rechner. MS Office hätte 10 000 EUR gekostet: ohne dass man mitrechnet,
welchen Aufwand es macht, den Mist zu aktivieren.
Das mit dem Aufwand sehen die nicht, interessiert sie auch nicht.
Dass man alle 5 bis 6 Jahre ein neues MS Office braucht, haben alle
verstanden. Also jedesmal wieder 10 000 EUR.
Die Kohle die wir gespart haben, hat unsere Schule aufblühen lassen: das
haben die auch eingesehen.
Inzwischen haben wir in jedem Unterrichtsraum einen Beamer und ein
Laptop (im Schrank).
Auf dem Laptops läuft Ubuntu. Dass wir bei weitem nicht diese
Vollausstattung hätten, wenn wir in den 10 Jahren 20 000 EUR weniger
gehabt hätten, verstehen die Kollegen auch.
Das mit dem Geld ist wohl auch bei uns das, was dann doch mehr noch
verstehen.
Ich sehe aber schon kommen, spätestens wenn wir in 2-3 Jahren dann in
allen Räumen PC, Beamer und Dokumentenkamera haben, zieht das Software
sparen = Geld für Ausstattung Argument leider auch nicht mehr.
Dann will man auf die nächste Stufe der „Glückseeligkeit“.
Was inzwischen auch hilft ist, dass in unserer Nextcloud Colabora Office
integriert ist: also ein Libre Office.
Das sollte ich vielleicht auch endlich mal integrieren, wobei, auch hier
ist mein Kollegium echt exrem. Unsere Schulcloud nutzt außer mir fast
keiner.
Einige haben ihr ganzes Zeugs nach wie vor in Ihrer privaten (Apple oder
sonstwas)Cloud. Die meisten nutzen so was gar nicht.
Dafür wird jeder Mist per E-Mail-Anhang rumgeschickt.
Manchmal habe ich echt das Gefühl, dass wir hier nicht nur geografisch
in der Pampa sitzen und damit manchmal etwas abgeschnitten sind, sondern
dass hier auch noch wie anno dazumal gearbeitet wird.
Und und zu Windows.
Wenn die Probleme mit der Bedienung von Ubuntu haben, dann frag doch
mal, wer alles ein Windows Phone hat oder ein Windows Tablet: und wie
sie es nur geschafft haben, sich dieses komplett andere Bedienkonzept an
zu eignen… Da sind sie plötzlich flexibel.
Zum Erden der KOllegen hilft auch eine Untersuchung von Microsoft zur
Verbreitung von Windows auf “Computing Devices” in der Welt.
14 %, rapide fallend.
Das war 2014.
Das zählt bei den MS Jüngern leider alles nicht. Denn auf 99% aller PCs
(!!!) läuft halt Windows. Und für Mobilgeräte gibt’s MSO Apps. Also
alles gut, ohne sich umgewöhnen oder mal was neues anfangen zu müssen.
Und dass die Unity Oberfläche extrem intuitiv ist und sehr einfach zu
bedienen ist, sehen die Kollegen, die die idiologische Brille mal
abgesetzt haben, inzwischen auch ein. Da höre ich fast gar kein
Gegrummel mehr.
Ich glaube, wenn man da MSO installieren würde (sinnvoll könnte), würden
bei uns die Meisten sich mit Ubuntu sogar arrangieren.
Das schnelle Syncen, einloggen und so Sachen wie der Auswurfknopf für
USB Sticks im Dateibrowser wird sehr positiv aufgenommen. Am meisten
schätzen die Kollegen aber das Einheitliche Image an allen Rechnern
(außerhalb der beiden Computerräume).
Das kann man auch mit Windows haben, halt mit viel mehr Aufwand, was
wieder keinen interessiert.
Bei mir meinen sogar etliche „dann wird das halt von einem Dienstleister
gemacht“. Daher zieht das Geld-Argument immer begrenzter, je mehr die
Schule schon hat.
Als Fazit würde ich sagen: man muss immer freundlich und extrem Geduldig
sein mit den Kollegen. Ich denke, viele haben dem ganzen nur eine Chance
gegeben, weil sie mich als Person schätzen und mein Fachwissen voll
anerkennen.
Tja, ich würde nicht sagen, dass mich meine KuK nicht (größtenteils)
auch schätzen. Ich versuche auch immer zu helfen und Fragen zu
beantworten, wenn es mir grad möglich ist (manchmal muss ich halt erst
mal in den Unterricht). Erst vorgestern hat mir eine Kollegin eine große
Tafel schweizer Schokolade überreicht, weil ich ihr neulich bei einem
größeren Problem geholfen habe (und immer wieder bei kleinen). Das ist
aber eine derer, die von sich selbst sagt, dass sie keine Ahnung hat und
froh ist, wenn sie jemanden hat, der ihr hilft. Sie erkennt damit auch
mein Fachwissen an.
Leider gilt das aber eben nicht für alle. Da gibt es einige, die kommen
z.B. auf mich zu „können wir in Physik nicht mal wie im Lehrerzimmer ein
WLAN machen?“
Ich erkläre ihnen dann, dass das leider nicht so einfach ist, dass man
mal eben irgendwo und irgendwie einen WLAN-Router hinstellt.
Dann bekomme ich als Antwort „Wieso? Daheim hab ich doch auch auf beiden
Stockwerken WLAN“
Ich erkläre dann weiter, dass das in der Schule halt nicht wie daheim
ist und deshalb auch nicht alles wie daheim funktionieren kann oder
machbar ist.
Antwort „Wieso? Da ist doch ein Kabel, da können wir doch einen Router
anschließen“.
Ich bleibe natürlich aufgrund meiner höheren Kenntnis der Sache bei
meiner Meinung und erkläre nochmal, dass das eben nicht wie daheim ist
und er mir das ruhig glauben darf.
Dann kriege ich zu hören, warum ich immer so angepisst reagieren würde,
wenn jemand mit einem Vorschlag käme. Genau so („der Auer lässt sich auf
nix ein“) streuen die das dann natürlich auch im Kollegium weiter.
Ich finde es schon manchmal frustrierend, muss ich leider gestehen.
Viele Grüße
Steffen