ich bin Lehrer an einer sehr großen beruflichen Schule.
Vermutlich hört unser Netzwerkadministrator bald auf.
Als Informatiklehrer bin ich sehr stark davon abhängig, dass die IT funktioniert.
Deshalb überlege ich, mich auf die Stelle zu bewerben.
Ich hab zwar Informatik studiert, aber in der Netzwerkbetreuung habe ich überhaupt keine Erfahrung. Ich nutze aber schon seit Jahren Linux an meinen privaten Geräten.
Unsere Schule ist sehr groß, und in vielen Bereichen werden unterschiedliche Programme, die teilweise sehr komplex sind, benötigt
Zunächst wollte ich euch fragen, ob es mit diesen Voraussetzungen sinnvoll ist, eine solche Stelle anzutreten. Meine Sorge wäre, dass ich deutlich mehr arbeiten muss, als ich dafür bekomme und mein Unterricht darunter leidet.
Wir nutzen momentan LogoDidact und haben leider große Probleme damit. An allen Ecken funktioniert irgendetwas nicht. Es gibt soweit ich weiß für die ganze Schule nur ein riesiges Image.
Meine Idee wäre, das Image aufzuteilen. Haltet ihr das für sinnvoll? Am liebsten würde ich mehrere Linux und Windows-Images erstellen und die dann bestimmten Räumen zuweisen. Die Images gibt es momentan quasi auch, aber nur um sie auf dem einen großen Image in VM-Ware zu nutzen. In einigen Räumen wäre Dual-Boot optimal.
Windows wird auf jeden Fall weiterhin benötigt, da manche Software nur darauf läuft und ich auch den Kollegen, die es eigentlich nicht benötigen lieber langfristig eine Linux-Alternative bereitstellen würde. Alle Programme, die ich in meinem Unterricht benutze, kann ich ohne Probleme auch auf Linux nutzen.
Die Dokumentation habe ich so verstanden, dass diese Idee ohne Probleme umsetzbar ist.
Vor einem so großen Umzug habe ich aber einigen Respekt. Deshalb wäre ich euch für eine Einschätzung sehr dankbar.
Hallo.
Zunächst mal herzlich willkommen bei uns!
Dass Du Dir eine so große Aufgabe ans Bein binden willst, ist sicherlich ehrenhaft aber ganz sicher auch nicht ohne. Eine so große Umstellung wird mMn nicht ohne knirschen im Gebälk ablaufen können, da die Änderungen schon erheblich sind.
Daher würde ich empfehlen, dass Du (wenn Du es wirklich durchziehen willst), Dir eine komplette Parallelinstallation hochziehst, in der Zeit zum Ausprobieren und Üben ist. Dazu brauchst Du einen entsprechenden Server mit einem Hypervisor und Clients + Switche/Router. (Ich würde solche Tests nicht rein virtuell laufen lassen, da die echte Hardware sich dann doch hier und da anders verhält und andere Treiber verwendet also rein virtuelle Umgebungen, in denen alles wunderbar funktioniert… zumal Windows sich für gewöhnlich zickiger anstellt als Linux)
Ganz allgemein gesagt: Das Thema „Netzwerkbetreuung“ kann natürlich sehr komplex werden – je nach Aufbau und Strukturen vor Ort. Daher würde ich mir zuallererst einen Überblick verschaffen, wie die Strukur aussieht. Darunter fallen dann auch solche Fragen wie:
Wie viele Switche/Router gibt es überhaupt und wo stehen die?
Wie sieht die Internetanbindung aus und wo stehen die Geräte? Wie ist die Firewall konfiguriert und wer hat da Zugriff (physikalisch und software-seitig)?
Wie sieht die Verkabelung aus? Ist das alles in einem guten Zustand oder muss da in nächster Zeit auch noch etwas umgebaut werden (denn dann ist es nochmal doppelt so viel Aufwand!!)
Sind die Switche und Rechner so ausgelegt, dass sie mit LINBO klar kommen? PXE-Boot ist eine zwingende Voraussetzung für das Spielchen mit LINBO! Dazu müssen die Switche aber auch entsprechend konfiguriert sein (Bsp: Spanning Tree oder auch DHCP-Relay (im Fall von Subnetzen) usw usw).
Die Rechner vor Ort müssen ebenfalls PXE-Boot können – auch mit neueren Boards und UEFI! Auch das ist manchmal nicht unbedingt ein Selbstläufer und kann viel Zeit fressen, bis das läuft.
Man muss sich früher oder später zwangsläufig mit SAMBA und dem Active Directory auf dem Linuxmuster-Server auseinandersetzen. Dazu kann es auch notwendig werden, dass man irgendwelche GPOs für Windows-Rechner verteilen muss. Das ist gut dokumentiert aber läuft (dank Windows) auch manchmal nicht out-of-the-box
Die Liste ließe sich noch „beliebig“ verlängern…
Deine Sorge, …
wird höchstwahrscheinlich zumindest für den ersten Teil so eintreten! Eine so große Sache macht sich nicht nebenbei.
Also: Eigentlich müssten bei der Schulleitung alle Alarmglocken längst schrillen und eigentlich müsste sich die SL um eine adäquate Betreuung durch Profis kümmern. Dass das in der Praxis häufig anders aussieht, ist natürlich auch klar … aber ohne finanziellen und persönlichen Einsatz wird eine so große Umstellung mMn nicht einfach so funktionieren
Reicht Dir das als erste Einschätzung?
Viele Grüße,
Michael
Hi haskellista,
ja, Deine Vorstellung wäre umsetzbar, bei uns gibt es je ein allgemeines Windows und Linuximages und in den diversen Laboren stellen wir den Technischen Lehrern ein Win-Basisimage hin, lassen sie da das Zeug reininstallieren, das sie haben wollen und schreiben es dann wieder hoch.
Ansonsten ist sicherlich die Arbeit in den Netzwerkteil der Betreuung für einen gelernte „nur“ Informatiklehrer nicht ohne. Ich bin das auch, aber wir betreuen das Netz im Team, so dass der netzwerknahe Teil von Kollegen gemacht wird, die ITS unterrichten und dementsprechend Kenntnisse haben ( dieser Cisco Lehrgang in Esslingen, der jedes Jahr angeboten wird scheint da eine gute Voraussetzung zu sein).
Ganz uneigennützig ist das ja nicht . Bei uns werden dafür relativ viele Stunden vergeben. Außerdem hab ich momentan ständig Probleme mit der Software für meinen Unterricht und die Kommunikation mit dem Admin ist leider suboptimal. Wenn ich der (oder einer der) nächsten Admin(s) werde, bin ich wenigstens selbst Schuld.
Die meisten Fragen kann ich erst mal nicht beantworten. Ich denke aber, dass die Hardware auf einem sehr guten Stand ist. Viele PCs haben einen i7 der 14. Generation verbaut. Die werden hoffentlich auch mit PXE-Boot klarkommen.
Momentan ist ja alles auf einem großen Image und es gibt keine Alternative zur Installation von Software auf diesem Image zu bestimmten Zeiten. Deswegen vermute ich, dass so etwas noch Zeit hat.
Ich hab leider auch keine Ahnung, was hier möglich ist, bzw. welche Aufgaben von Fachlehrern, vom Admin oder von Dienstleistern erfüllt werden. Wie kann ich mich denn dazu schlau machen?
Genau so stelle ich mir das vor. Wie schon gesagt gibt es momentan immer wieder Probleme mit den komplexeren Programmen für die Labore. Da es keine Möglichkeit gibt ein Programm zu ändern ohne ein neues Image für alle zu schreiben, gibt es nachdem ein Problem behoben wurde auch schon das nächste Problem.
Das wird bei uns auch so geplant. Aber ich will nächste Woche nochmal nachhaken. Der Netzwerk-Anteil in meinem Studium war leider minimal. Wenn jemand Tipps für gute Bücher zu dem Thema hat, bin ich sehr dankbar.
ich bin mit einem Gymnasium vor 4 Jahren von Logodidact weg gegangen. Allerdings nicht zu Linuxmuster, weil ich eine PaedML schon gut kannte.
Die Umstellung würde ich nicht selber machen sondern eine erfahrene Firma beauftragen. Die „kleinen“ Probleme addieren sich meiner Erfahrung nach schnell so, das du als Anfänger untergehst. Auch die Firma hat Probleme, aber da bist du dann nicht schuld. Wenn das System läuft, hast du anschließend mit dem Betrieb genug zu tun und genug Spaß (ernsthaft, nicht ironisch).
Firma ist allerdings dann ein finanzielles Thema wahrscheinlich im 5-stelligen Bereich.
Bei Logodidact hat mich unter anderem besonders gestört, dass die ganze Software in ein Image installiert wird. Jetzt habe ich nur noch das Betriebssystem, Treiber und den Netzwerkclient im Image, die Standardsoftware wird servergesteuert automatisch installiert. Spezialsoftware kann sich der User aus einer Art AppStore (=Softwareverteilung) selbst installieren, ich muss das nur vorbereiten, einfache Programme stehen in 5 Minuten zu Verfügung. Ich finde das viel einfacher zu warten, upzudaten, schnell Wünsche zu erfüllen etc.
Ganz uneigennützig ist das ja nicht . Bei uns werden dafür relativ viele Stunden vergeben.
Ja, wenn Du die Stunden alle kriegst/nimmst, hast Du wahrscheinlich kaum noch Unterricht und dann natürlich (in absoluten Werten) auch weniger Problem mit der Software
Viele PCs haben einen i7 der 14. Generation verbaut. Die werden hoffentlich auch mit PXE-Boot klarkommen.
ob ein PC PXE kann oder nicht hat mit neu nix zu tun — wir haben seit 20 Jahren Musterlösung und das hat an sich immer gefunzt. Arbeitslastmässig wäre viel wichtiger, dass Du möglichst viel gleiche Hardware hast, denn auch wenn theoretisch linbo auf jeder hardware läuft haben wir doch bei jeder dritten anschaffung mit Überraschungen zu kämpfen und das kann nerven kosten
Ich hab leider auch keine Ahnung, was hier möglich ist, bzw. welche Aufgaben von Fachlehrern, vom Admin oder von Dienstleistern erfüllt werden. Wie kann ich mich denn dazu schlau machen?
Gar nicht…Du kannst es nur aushandeln. Theoretisch decken die Anrechnungsstunden vom Land 1/3 der notwendigen Arbeiten ab, weil die anderen 2/3 (Besorgen und Aufstellen von Hardware, Einrichten des Netzes und des Servers) Sache des Schulträgers, also der Kommune sei…bei uns bleibt das alles an uns hängen.
Ich habe aber mal mit einem Kollegen gesprochen, der ist an einer Schule, wo das Netzwerkteam da sehr rigoros ist - für alles, was die für Schulträgersache halten, beauftragen die wenn. Dann ist allerdings schnell Dein IT-Budget aufgebraucht, denn bei der Bemessung desselben wird glaube ich sehr gerne diese Sache mit den 2/3 vergessen…auf der anderen Seite heißt das weniger Geld für neue Rechner, also weniger Rechner also noch weniger Arbeit
Das Hardware/Server/Netzwerk/Softwareinstallation eigentlich gar nicht durch die Stunden vom RP abgedeckt sein sollen steht zum Beispiel hier oder in dem dort verlinkten PDF auf Seite 26f.
Das wird bei uns auch so geplant. Aber ich will nächste Woche nochmal nachhaken. Der Netzwerk-Anteil in meinem Studium war leider minimal.
Die Kollegen die das bei uns machen, haben das im Studium auch nicht gehabt, der ein hat glaube ich Physik und BWL studiert und der andere ist Elektroingenieur…
Der CCNA von Cisco hat Ihnen da wohl sehr geholfen, wird regelmässig in Esslingen angeboten…sind aber mehrere Teile, das dauert ein,zwei Jahre bis Du da alles durch hast.
ich kann dir, wenn du magst, eine fertige virtualbox Umgebung der lmn zur Verfügung stellen: du brauchst nur einen Rechner mit min 8GB RAM und min 300GB freiem Plattenplatz.
Zu deinen Fragen: ich rate dir ab von Lösungen mit „einfacher“ Softwareverteilung wie die paedMLs des Landes BW, da diese „einfachen Lösungen“ Softwarepakete die du an der beruflichen Schule brauchst meist garnicht oder nur mit erheblichen Anpassungen verteilen können.
Standardsoftware können sie.
Ich möchte dich ermutigen den Schritt zu tun.
Wenn du in Baden Württemberg bist, dann kannst du nach Esslingen in die Akademie kommen und am Basiskursen Teilnehmen (Lehrerfortbildung).
Da wirst du mit den wichtigsten Dingen ausgerüstet.
Außerdem kannst du zu Arbeitskreisen der Lehrerfortbildung gehen, wo der Austausch mit den Fortbildern und den anderen Anwesenden ein sehr großen Wert hat.
Für dich als Anfänger würde ich empfehlen, die MIgration zur lmn von einem Dienstleister machen zu lassen: dann mußt du nicht alles „sofort“ lernen. Das ist zwar möglich, aber eher schmerzhaft.
Generell stimmt deine Einschätzung, dass Linux deutlich angenehmer ist auf dem Client: robust, schnell und klein. Dazu kommt, dass du von der Community fertige Images für die Clients bekommen kannst. Wir haben ubuntu 2204 und Debian 12 als freie Clientsimages, die sehr einfach ein zu richten sind.
Die normalen Lehrer ihre Software installieren zu lassen und dann das Image hoch zu laden empfehle ich eher nicht, da man da auch Sachen falsch machen kann.
Einfachster Fehler: vergessen das Defaultprofil zu kopieren oder vor der Imageerstellung auf zu räumen.
Wird mehr falsch gemacht, dann kann sowas auch mal eine Hardwareklasse lahm legen.
Ich glaube, dass es bei uns nur drei verschiedene PC-Modelle gibt.
Wie wichtig sind denn diese Kentnisse? Genau dort, habe ich Lücken. Beim Lesen der Dokumentation fühle ich mich aber nicht überfordert. Kann aber auch der Dunning-Kruger Effekt sein.
Ich bin an einer Schule in BW und sehr darin auch einen großen Vorteil zu LogoDidact.
Ich muss selbst noch ein bisschen darüber nachdenken. Ich finde das Forum hier ist auf jeden Fall ein Pluspunkt. Ein Nachteil sehe ich den erwähnten Lücken. In den Inhalten, die ich unterrichte fühle ich mich in der Regal sehr kompetent, was mir dann die Möglichkeit gibt kreativ zu sein. Als Netzwerk-Administrator würde ich genau in die Richtung gehen, in der ich mich am wenigsten auskenne.
Ein Pluspunkt wäre aber das momentan bei uns nicht allzu viel von einem Netzwerk-Administrator erwartet wird.
Wenn Du die Moeglichkeit hast den CCNA in Esslingen zu machen, dann mach das. Wer ausser Dir soll sonst die Schueler kompetent unterrichten. Richtige Netzwerker landen in der Regel nicht als Lehrer in Schulen, deshalb wird da viel zuviel praxisfern bzw. vollkommen veraltet unterrichtet.
Meiner Meinung nach sollten Netzwerker Lehrer werden bzw. ich halte es fuer unbedingt notwendig, dass die Lehrer, die Netzwerkthemen unterrichten auch ein Netzwerk betreuen, das ist kein Wissen welches man aus Schmierblaettern wie die Chip, PC Magazin, Computerbild…erwerben kann. Das ist so PoweruserShit, bringt einen nicht wirklich weit.
Ich wuesste jetzt kein Fachgebiet auf dem einen die Unterrichtsthemen in einer solchen Geschwindigkeit davonlaufen wie im Bereich Systemintegration. Wenn wir gerade mal mit IPv6, VLANS, Subnetting…durch sind, kommt Cloudcomputing, Virtualisierung bzw. Dockerisierung, Orchestrierung, DKIM, DMARC, SPF, IoT…
Wie zur Hoelle soll man sowas unterrichten, wenn man es nicht selbst praktiziert?
Das kommt auch drauf an, was Du Dir ans Bein binden willst/lässt. EIner unsere Kollegen ist seit Wochen damit beschäftigt, Switches aufzubauen, zu patchen und zu konfigurieren (immerhin, die Leitungen und die Dosen hat ne externe Firma angebracht).
Aber wenn Du es schaffst nur die Dinge tun zu müssen, von denen die LML-Doku ausgeht, dass sie gemacht sind, dann hält es sich in Grenzen.
Ja, aber wenn er bis jetzt nur Informatik unterrichtet und demnächst die Hälfte oder mehr seines Deputats als Nachlass wegen der Netzwerkarbeit bekommt, dann ist unwahrscheinlich, dass noch Zeit bleibt, auch noch zusätzlichen ITS-Unterricht zu geben…aber in einem geb ich Dir recht…durch die Netzwerkbetreuung sammelt man Praxiserfahrung, die die meisten anderen Kollegen nicht haben.