Virtuelle vs. einzelne Maschinen - VM - Blech

Hallo,
wir betreiben ja noch die 6.2 und möchten auf die 7 upgraden.
Ich bin ja eher ein Anhänger der Installation direkt auf 2 Maschinen. Bin aber noch unentschieden.
Deshalb meine Frage:
Was spricht für eine Installation in einer VM, was eher für eine Installation auf 2 getrennten Maschinen?
Gibt´s da vielleicht auch eine Seite, die das kurz und bündig erläutert?
MFG JH

Hallo JH,

das erinnert mich stark an meine damalige Diskussion mit unserem Informatik-Referendar. Damals hatten wir auch diskutiert, ob wir virtualisieren oder direkt auf dem Blech installieren. Die erste Test-Installation war sogar direkt auf dem Blech. Dennoch haben wir dann das echte System virtualisiert (damals Citrix Xen, jetzt XCP-ng) und ich habe es nicht bereut.

Hier ein paar Vorteile, die mir im Laufe des Betriebs von 6.2 und jetzt auch 7.0 bzw. 7.1 bewusst geworden sind und von denen wir als Schule schon mehrfach profitiert haben:

  1. mehrere VM’s können auf einem Gerät laufen. Man spart also Geräte! Und damit auch gleichzeitig Arbeitsstunden, da man sich um weniger Geräte kümmern muss. Der Support / die Wartung fallen halt nur für 1 oder 2 „dickere“ Geräte an.

  2. einfaches Hardware-Upgrade! Gerade in der Corona-Pandemie habe ich es zu schätzen gelernt, dass durch die Virtualisierung eine einheitliche Hardware-Abstraktionsschicht geschaffen wird und die betriebenen VM’s zur Not (relativ) fix von einem konkreten Server zu einem leistungsfähigeren Server migriert werden können. Zu Beginn der Pandemie hatten wir ein im eigenen Hause gehostetes Moodle-System, welches sich quasi im Dornröschen-Schlaf befand. Mit dem Ausbruch der Pandemie und dem Lockdown stiegen die Anforderungen an das Moodle-System natürlich sprunghaft an. Anfangs konnten wir mit der Freigabe weiterer System-Ressourcen (mehr RAM, mehr CPU-Kerne → ebenfalls ein Vorteil beim Betrieb von VM’s!) gegensteuern. Relativ zeitig zeichnete sich aber ab, dass wir ein größeres System brauchten. Der Workflow hat mich voll überzeugt: VM vom alten Server exportieren. Auf dem neuen Gerät XCP-ng installieren. VM importieren. Fertig :slight_smile: Innerhalb einer Nacht war unser Moodle auf leistungsfähigerer Hardware wieder erreichbar und hatte den Rest der Pandemie überdauert (bis wir nun auf Logineo-LMS (das Landes-Moodle in NRW) gewechselt sind.

  3. Backup-Strategie. Ich liebe Xen-Orchestra!!! Dieses System (läuft ebenfalls als VM auf dem Server) erstellt regelmäßig ein Backup der VM’s auf einem NAS. Dieses NAS steht in einem anderen Brandabschnitt, so dass theoretisch unser Server-Raum im Hauptgebäude abfackeln könnte. Zur Wiederherstellung würde es dann nur eines neuen Server benötigen. Das Vorgehen an sich wäre wie in 2) beschrieben. Genial!

  4. Snapshots!!! Wann immer irgendetwas an einer VM gemacht wird, bei dem man Angst hat, es könnte in die Hose gehen: über XCP-ng lassen sich vorab (!) Snapshots als Sicherungspunkt / Wiederherstellungspunkt anlegen. Wenn wirklich etwas schief läuft, kann man auf diesen Punkt zurückspringen.

  5. Seit 7.0 habe ich mir den Luxus gegönnt und einen virtuellen Client angelegt. Updates am Linux-Client kann ich so ganz bequem vom heimischen Sofa aus machen. Upload via Linbo inklusive. Das möchte ich nicht mehr missen!!!

es gibt sicher noch viel mehr - aber die oben genannten Aspekte überzeugen mich schon mal vollends!

Nachteile möchte ich nicht verschweigen:

  1. Einarbeitung in das Thema Virtualisierung ist eben erforderlich.
  2. „Arbeit“ durch die Installation von XCP-ng oder eines anderen Virtualisierers.
  3. Performance: es ist klar, dass die Virtualisierung als „Zwischenschicht“ natürlich ein klein wenig Performance schluckt. Die direkte Installation auf dem Blecht ist natürlich schneller.

Alles in allem: ich würde sofort wieder alles als VM installieren! Wie man der Ausführung entnehmen kann, bin ich großer Fan von XCP-ng und Xen Orchestra. Aber es gibt ja auch die im Handbuch beschriebenen Alternativen …

Ich hoffe, dass ich vielleicht ein klein wenig zur Entscheidungsfindung beitragen konnte. Hoffentlich war das jetzt nicht zu ausufernd … :wink:

Hallo Thomas,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Scheint ja ganz eindeutig zu sein.

Dann muss ich mal eine VM aufsetzten.

MFG JH

Hallo jojocw,

Ich kann das von leckelt geschriebene nur für proxmox bestätigen.

Ich für meinen Teil habe auf Proxmox umgestellt, da man dort alles aus einem Guss erhält. Bei XEN oder XCP benötige ich zusätzlich ein Windows Programm, um das ganze zu steuern. Alternativ benötige ich eine Weboberfläche (XOA). Bei beiden Win-Programm, oder Weboberfläche, kann es passieren, dass nach einem Update auch eine neuere Weboberfläche, oder ein neues WIndows Programm installiert werden muss. Bei Proxmox ist immer alles passend nach einem Update.

Viele Grüße

Alois

Hallo Joco,

auf jeden Fall virtualisieren. Die Vorteile von „auf dem Blech“, nämlich Performance (spielt keine Rolle, ist alles schnell genug) und „weniger komplex“ sind entkräftet. Letzteres schon alleine wegen der Snapshots und dem Update.
Ausfallsicherheit ist sogar höher, weil Du eine gute Hardware hast und nicht zwei, wobei je ein Ausfall im Prinzip mit der Nichtbenutztbarkeit des Netztes einhergeht.
Außerdem benötigst Du ggf. bald auch mehr Server (Docker für MRBS, Wiki, Nextcloud, Ticketsystem, Mail, Moodle, E-Mail, Koha für die Lernmittelverwaltung und Bibliothek…), was bei Virtualisierung schnell erledigt ist. (Nicht das ich das alles hätte, aber eine Wunschliste wärs :slight_smile:

LG
Max

Hallo und vielen Dank.
Wir benutzen momentan ja die 6.2.
Dabei wird nur wenig gespeichert.
Der Server dient hauptsächlich zur Anmeldung.
Wie viele und wie gross sollten denn die Hdds sein?
Eine ssd 128gb fürs System, und eine Hdd 1tb reichen die aus?
Und ev eine hdd als Backup, ev extern?
Wenn auch nextcloud drauf laufen soll?
Mfg

Hallo!

Wir haben 800 Schüler, ich würde sagen, die Auslastung ist mittel.
Belegt sind (ich habe das LVM weggelassen):
/dev/vdb1 196G 79G 108G 43% /srv/linbo
/dev/vda1 492G 106G 361G 23% /srv/samba/schools/default-school

Die Nextcloud wird mittlerweile von den meisten Lehrern und einigen Schülern verwendet, Datenverzeichnis aktuell 400G.
Die Systempartitionen sind mit je 50Gig vernachlässigbar :slight_smile:

Insofern: 1TB reicht zwar, aber 2TB kosten auch nicht die Welt und Du bist für Snapshots und so weiter gut gerüstet (und die sollte man machen, vor Updates und so).

Zur Festplatte: auf gar keinen Fall HDD, das ist zu langsam finde ich, auch zu anfällig über die Zeit.

Kaufe SSDs (die HDD kannst Du für den Backup-Server nehmen).
Ich würde zwar ein RAID verwenden (oder bei Proxmox mit ZFS dann RAID-Z1), andererseits sind mir bisher nur HDDs abgeschmiert, SSDs nie. Aber man kann halt leichter die Platten tauschen, wenn man ein RAID hat.

Vorschlag: 3x1TB SSD als RaidZ1, dann hast Du 2GB Platz und bist gerüstet für die Zukunft.
Nimmst Du Proxmox, brauchst Du auch keine extra Systemplatte (bei anderen Virtualisierern kenn ich mich nicht aus).

Dann noch eine ganz alte Maschine als ProxmoxBackupServer (PBS).

LG
Max