Moodle, olle Kamelle oder brandaktuell?

Hallo zusammen,

im Zuge von Crona sind auch wir kurzfristig zu Moodle Nutzern geworden.
So mit etwa knapp 2 Kollegen als mehr oder weniger begeisterten Trainern :wink:
Da das Land jeder Schule eine Moodle Instanz zur Verfuegung stellt war das der einfachste Weg um schnell und einfach zu einer Lernplattform zu kommen.
Schulungen machen wir dann irgendwann mal.
Im Moment arbeiten wir auch an dem Digitalkonzept fuer die Schule.
In Rheinland Pfalz wuerde dazu der vom Land bereit gestellt Fragebogen ausreichen.
Aber nicht bei uns. Wir sind eine kleine, private Berufsschule.
Die Geschaeftsleitung hatte gerne ein halben Roman mit dem wir unsere tollen Leistungen und Fortschritte bei der Digitalisierung oeffentlichkeitswirksam zur Schau stellen koennen. Ok, wir muessen damit auch ‚Kundschaft‘ anlocken und Geld verdienen…
Also machen wir das doch auch.
Jetzt kam es zu einem Treffen, bei dem auch eine externe Beraterin dabei war.
Die hat wohl an Moodle kein gutes Haar gelassen. Das waere voellig veraltet, kein Mensch wuerde so einen Kram noch benutzen usw.
Gegenvorschlag war wohl direkt Teams und das unvermeidliche 365. Klar was sonst
Ich war nicht dabei, vielleicht haette ein kleiner Verweis auf das europaeische Datenschutzgesetzt gereicht.
Da wird unsere Leitung immer sehr schnell sehr nervoes. :wink:
Klar, beiden Summen die da im Raum stehen.
Egal. Was wir jetzt brauchen waeren Argumente.
Moodle ist nicht alt sondern bewaehrt wuerde ich sagen :wink:
Es wird ja auch staendig weiter entwickelt, das ist ja schon Bestandteil des Namens.
Gut mit einem Landesmoodle kommt man an die vielen Moeglichkeiten vermutlich nicht so einfach ran, aber wir koennte ja auch ueber einen eignene installation nachdenken.
Leider gibt es fuer unsere hauptstelle weder einen Schulserver noch freie Software, da hat unsere damals neue EDV Abteilung vor Jahren schon alles was wir benutzt hatten ‚entfernt‘. Die noch kleinere Aussenstelle soll aber demnaechst einen linuxmuster bekommen. So ich das auf die Reihe kriege :wink:
Gibt es irgendwo eine Uebersicht wer alles Moodle benutzt?
Vielleicht wie die Entwicklung ist (hoffentlich steigen)
Speziell Schulen waeren interessant.
Aber natuerlich auch prominente Betriebe, Unis etc
Irgendwelche Informationen die uns vor Teams retten :slight_smile:
Vielleicht hat ja jmd dazu was parat

Vielen Dank schon mal, Joachim

Hallo Joachim,

viel kann ich nicht dazu beitragen.

Eine Übersicht über Moodle Sites (registriert) gibt es hier:

https://stats.moodle.org/sites/index.php?country=DE

Und Teams ist keine Lernmanagementsoftware. Die Möglichkeiten gegenüber Moodle sind in dieser Hinsicht begrenzt. Aber ehrlich gesagt, habe ich mich mit Teams nur kurz beschäftigt, weil ich mich nicht zurecht gefunden habe. Die Frage ist halt immer, was man will. Ich glaube, man kommt ohne die Möglichkeiten der einfachen Dateiablage und dem gemeinsamen Arbeiten an Dokumenten nicht mehr hin. Das ist in Moodle nicht so flexibel gelöst. Wir verwenden dazu Nextcloud mit CollaboraOnline. Und dann gibt es an sich tolle Möglichkeiten in Moodle, die nur wenig verwendet werden, weil sie niemand so vertraut sind: Glossar, Wiki, alle möglichen Arten von Tests mit Fragen von Multiple Choice bis zum Lückentext. Die Schüler können Aufgaben auf vielfältige Arten abgeben: Texteingabe, Dateiabgabe mit vorgeschriebenen Formaten, Audio, Video und mit Plugin auch Skizzen mit der Maus. Wer sich tiefer einarbeitet, kann differenzierende Lernwege erstellen.
Jetzt, wo ich so drüber nachdenke: was gibt es denn an Möglichkeiten der Kollaboration in Moodle?
Ups, kaum was beantwortet und gleich noch eine Frage dazu.

Schöne Grüße

Christian

Hallo Joachim!

Hast du dich hier schon mal umgeschaut:

https://moodle.org/course/view.php?id=18

Beste Grüꞵe

Thorsten

Hallo Joachim,

Teams ist halt so ein bischen Nextcloud in teuer (und Nextcloud haben wir auch). Für manche Abläufe ist das gerade schon hilfreich. Aber das hat mit Moodle und seinen vielfältigen Möglichkeiten ziemlich wenig zu tun.

Klar, die vielen Feinheiten von Moodle muss man nicht nutzen (Bewertungssystem, Aufgabenpools, …), aber allein so Dinge wie das Einsammeln von Aufgaben, das Bewerten nach voreingestelltem Bewertungsschlüssel und individuelle Feedback (als Datei/Kommentar/…) stelle ich mir ein einem reinen Kollaborationstool sehr umständlich vor. Irgendwie gehen wird das natürlich auch.

Du kannst der „externen Beraterin“ gerne mal meine Email geben - dann kann sie sich das „veraltete System“, das „keiner mehr nutzt“ bei uns mal im intensiven laufenden Betrieb anschauen. Eigentlich erschreckend, was solche Leute anrichten - und das noch ganz offensichtlich ahnungslos. Aber die wissen eben, wo sie ihr Geld herbekommen…

Viele Grüße - und ich drücke die Daumen!

Thomas

Hallo Liste,
hauptsache der schnöde Mamon sprudelt :frowning:

Zwei Argumente fallen mir dazu ein:
In Hochschulen/Universitäten wird Moodle seit Jahren erfolgreich und fächerübergreifend eingesetzt.
Die meisten (ehemaligen) Studenten mit dennen ich über ihre Erfahrungen mit Moodle gesprochen habe, hatten eine postive „Erinnerung“.
VG Andre

Hallo Thomas,

eben. Mit ahnungslos hat das (wahrscheinlich/meistens) nichts zu tun, sondern mit Eigeninteresse.

Wobei ich schon auch sicher bin, dass solche „Berater“ sich (fast alle) noch nie abseits der einschlägigen, finanzstarken, lobbyistischen IT-Großkonzerne umgesehen oder mit entsprechenden Open Source/FOSS Alternativen beschäftigt haben.

Dass Moodle Old School und nicht mehr zeitgemäß sei, habe ich übrigens auch schon aus meinem Kollegium gehört, an vorderster Front von einer IT-Kollegin, die seit 2018 Hauptperson des neuen „IT-Teams“ unserer Schule ist.

Klar, das Design und in gewisser Weise auch das ein oder andere Bedienungskonzept erscheint nicht ganz so „modern“ wie bei Anwendungen, die erst in jüngerer Zeit entstanden sind - Moodle ist ja schon ein Methusalem im Softwarebereich (wenn auch stetig weiterentwickelt).

Zudem kann Moodle halt, wie hier schon oft gesagt, einfach viel mehr als M$ Teams & Co. Deshalb erschlägt es Neuanwender mehr.

Genau deshalb (und wegen der Lobby von M$ & Co) bin ich - wie ebenfalls hier schon mehrfach gesagt - auch sicher, dass Moodle gegen „moderne“ und „einfache(re)“ (oder besser gesagt vermeintlich vertraut(er) wirkende) Systeme am Ende leider in den meisten Fällen und in der Fläche den Kürzeren ziehen wird.

Viele Grüße
Steffen

Hallo Joachim,

Die hat wohl an Moodle kein gutes Haar gelassen. Das waere voellig
veraltet, kein Mensch wuerde so einen Kram noch benutzen usw.
Gegenvorschlag war wohl direkt Teams und das unvermeidliche 365. Klar
was sonst

… sowas macht mich traurig… in mehrfacher hinsicht.
ZUerst mal sollte man darüber nachdenken, was es über die von ihr später
angebrachte Alternative aussagt, wenn sie diese nicht mit ihren Vorzügen
preist, sondern die andere Alternative schlecht macht.

Dann das hier schon erwähnte Äpfel und Birnen vergleichen Problem:
Microsoft 365 ist auch mit Teams zusammen in keinsterweise ein Ersatz
für ein Online Lern Management System: wie kommen die Leute da nur imemr
drauf?
Damit stellen die ihre umfassende Ahnungslosigkeit zur Schau… dass
denen das nicht peinlich ist.
Das ist als würde ich sagen: „Heute gibt es Bratkartoffeln zum
Mittagessen“ und die externe Fachfrau sagt: „lollies sind aber viel
süßer“ … ja: das sind sie, und was bringt mir das beim Mittagessen?
Sollen wir uns jetzt von Lollies ernähren?
Da blickt jeder sofort, dass das dummes Gewäsch ist …

Also: wie hier auch schon gesagt wurde: man kann ja drüber reden, ob man
NExtcloud oder Microsoft 365 nimmt: das sind zwei vergleichbare Systeme:
aber moodle mit Microsoft 365 vergleichen … bitte: ist das das Niveau
auf dem wir reden müssen?

Also wende ich mich mal Microsoft 365 zu … das mache ich einfach durch
nochmaliges posten des Links den ich diese WOche schon gepostet habe:

Besonders interessant: die „geschenkte“ Basisversion für die Schulen
enthält nur die Online Office Dinger: man kann das nicht
(datenschutrechtlich unbedenklicher) installieren: das gibt es erst mit
dem kostenpflichtigen und nicht billigen Paket.

Viele Grüße

Holger

Hallo,

vorhin vergessen, ich wollte ja noch was zu „moodle ist veraltet“ sagen:
so ein Quark.
moodle wird seit 20 Jahren konsequent weiterentwickelt und ist zu einer
riesigen EierlegendenWollmilchsau geworden.
Man könnte als Kritik anbringen, dass es an manchen Stellen etwas
kompliziert für den Nutzer ist: aber das kann man über Hubschrauber auch
sagen … wenn etwas ausergewöhnliches kann, dann ist das eben auch mal
komplex zu bedienen.
Außerdem finde ich die Kritik inzwischen auch nicht mehr als treffend:
meine Erfahrungen der letzten Monate, in denen unser moodle zum Dreh und
Angelpunkt in der digitalen Kommunikation wurde sind:
Man muss die Lehrer Schulen, damit sie die wichtigsten Dinge bedienen
können (z.B. das Aufgabenmodul).
Das muss man aber auch nur einmal vormachen, damit die blicken, wie die
Denkstruktur dahinter ist.
Man merkt deutlich, dass da seit 20 Jahren Lehrer mit dran arbeiten: und
sei es nur als Ideengeber wie etwas zu sein hat oder was noch fehlt.

Auf Schülerseite hab ich nie etwas geschult: die haben alles selber
hinbekommen, und das ganz natürlich.
Die haben auch Funktionen gefunden, die ich nicht kannte: z.B. die
kleinen Kästchen hinter jeder Resource, wo der Schüler selber den Haken
setzen kann, wenn er es erledigt (gelesen …) hat.
Das hatte ich mal abgeschaltet (ausversehen): schon kamen Anfragen, wo
das den hin ist. Dann hab ich es gesucht und wieder eingeschaltet.

Das einzige wo Lehrer und Schülker drüber stolpern ist, dass sie auf
emails aus moodle im email Clent antworten: das klappt nicht: die Mails
kommen zu mir (als „Absender“).
Deswegen steht unter jeder Mail von moodle auch:
Dies ist eine Nachricht von blabla… Antworten sie über diesen Link
https…

Das kann moodle aber auch nciht anders machen, da es so eingestellt ist,
dass die email ADressen der Nutzer geschützt werden: der Peter aus der
5a soll eben nicht die echte email Adresse vom Hans aus der 5a sehen
können: das ist schon Sinnvoll.
Mit der Nebenwirkung läßt es sich leben, wenn man den Grund verstanden hat.

Zu der vorhin erfragten kollaborationsmöglichkeiten:

  1. wiki
  2. Diskussionsforum
  3. Datenbank
  4. Chat
  5. BBB

Das ist das, was mir nach 30 Sekunden nachdenken eingefallen ist.
Da geht schon was.

Und es gibt noch viele andere nette Feature:
Feedback wird bei uns viel genutzt für kurze Umfragen
h5p haben ein paar Kollegen entdeckt und sind begeistert
Und die Sprachler haben die Möglichkeit gefunden Aufgaben einfach per
Micro zu kommentieren.

Und da ist noch viel, was ich noch garnicht genau angeschaut habe:
Bewertungen
gegenseitige Bewertung
Lernpakete
Tests
Lektionen

moodle ist das Tool für unsere Heimarbeiter.

Viele Grüße

Holger

Lieber Joachim,

eigentlich ist oben schon alles gesagt worden. Man könnte manchmal wirlich aus der Haut fahren, wenn man solche „Berater/Innen“ erleben muss. Auch ich hatte auf ein Anleitungsvideo für meine Schüler/Innen für das Schulmoodle, das wir in atemberaubend kurzer Zeit hochgezogen und zum effektiven Einsatz gebracht hatten, sofort einen Kommentar provozierte, ich zitiere:

" Johann Gotlub vor 2 Wochen

Ich finde es sehr bedauerlich, dass im schulischen Bereich nun überall Moodle eingeführt wird. Moodle ist eine schlechte Lösung und bleibt, was Benutzerfreundlichkeit und Leistungsumfang angeht, deutlich hinter der professionellen Konkurrenz zurück. Von seinen Verfechtern wird diese Stückwerk-Plattform als Vielseitig und quasi alternativlos dargestellt. Mit Produkten wie Teams oder Classroom kann Moodle aber in keiner Beziehung mithalten. Moodle ist schon heute anachronistisch. Ich befürchte, dass man der Digitalisierung mit Moodle einen schlechten Dienst erweist. Letztlich führt diese schlechte Plattform bei vielen Beteiligten zur Frustration und zum Eindruck, eine Lernplattform müsse zwangsläufig unpraktisch und hässlich sein. Billig/kostenlos heißt in den meisten Fällen eben leider auch schlecht…"

Zu diesem Zeitpunkt hatte Strato noch nicht meinen Grauhaar-Anteil vergrößert, unser Moodle „brummte“ vergnügt vor sich hin und ich habe geantwortet:

Lieber Herr Gotlub,
das „Moodle-Bashing“ ist mir geläufig. Ich setze auch Microsoft Teams ein - allerdings für andere Aufgaben. Beides steht nicht in Konkurrenz zueinander, weil sie keine Konkurrenten sind, da vergleichen Sie Äpfel mit Birnen. Schlechten Unterricht gibt es leider überall und so existiert natürlich auch höchst langweiliger Moodle-Unterricht. Tatsache ist aber, dass diese seit über 18 Jahren entwickelte Plattform schulische Prozesse viel besser abbildet als dies mit teams trotz der dort vorhandenen featureness möglich ist. Ein Beispiel ist der „Aufgaben“-Typ: Lehrer stellen Schülern Aufgaben, die (halb-)automatisch befristet sind, deren Termine in Kalender der Schüler eingetragen werden, die mehrere feedback-Kanäle und eine Korrektur-Plattform mit sich bringen, sodass z.B. eine Dateisammlung verschiedenster Bildformate und Texte zunächst automatisch nach pdf konvertiert und dann dem Lehrer in einer online pdf-Kommentar-Funktion präsentiert werden, wo er direkt in die Dokumente einzeichnet und nebenbei bepunktet - diese Punkteskalen (oder weitere, sehr verschiedenartige Benotungsvarianten) werden über alle Bereiche des Kurses gemittelt / verrechnet, womit sich automatisch ein Bewertungsprofil für den Schüler ergibt. Es sind solche und viele weitere Spezialfunktionen, die Moodle schon ganz schön wertvoll machen.
Für die freie Arbeit in Teams mit intuitiver Oberfläche, Channels etc. ist MS Teams super - aber es bietet eben weder ein Multimedia-Authoring wie H5P + integrierter Bewertung von Schülerergebnissen ab, noch das, was ich eben beschrieben habe.“*

Ich glaube, dass man tatsächlich SuS mit Moodle zum Wahnsinn treiben kann, wenn durch ungünstiges timing und ungeschickte Aufgabenstellungen die häusliche Arbeit zum Problem wird: Eine Kollegin von mir lud 47 PDF-Seiten hoch „zum Ausdrucken“, ein anderer Kollege knallte den SuS durch mannigfache Aufgaben den Kalender voll - aber das sind eben mediendidaktische Fehler, die man genau so auch mit MS teams machen kann, wo sie vielleicht nicht so auffallen.
Ich würde ganz gelassen auf die MS-Teams-Hype reagieren und folgende Hauptargumente aufführen:

  1. In Moodle stecken über 18 Jahre schulische Methodik / Didaktik-Erfahrungen, in Teams 2 Jahre Groupware-Design

  2. Moodle kann sofort die Strukturen einer Schule abbilden und besitzt dann gleich alle Groupwarefunktionen dafür (Kalender verknüpft mit Aufgaben verknüpft mit Feedback verknüpft mit Bewertungen verknüpft mit Nachrichten etc.)

  3. Effektive Lernmodule machen den Kern von Moodle aus - so etwas besitzt MS Teams erst gar nicht, bis auf einen rudimentären Aufgabentyp, der aber in seiner Vielfalt nicht mit dem von Moodle mithalten kann. Weitere recht geile Module sind:

  • H5P (dort eine Vielzahl !)
  • Gegenseitige Bewertung
  • Forumsfunktionen
  1. Moodle wird immer frei, kostenlos und DSGVO-konform sein. Das ist bei MS Teams (auf Dauer) fraglich

usw.

Liebe Grüße
Christoph Gü

Erst mal vielen Dank an euch alle fuer die Rueckmeldungen.
Da haben wir doch schon mal etwas in der Hand :wink:
Seit der letzten Sitzung wissen wir schon mal dass wir nicht ganz
alleine sind.
Teile der Fuehrung sind wohl auch nicht davon ueberzeugt dass sie als
Nicht-Leher besser wissen was Schulen brauchen oder nicht.
Ansonsten habe ich in einer Signatur was gefunden… selbsstaendige
Trainerin in Sachen Microsft…
Was schon mal klaert woher der Wind weht.
Ich hoffe da kommen wir mit Argumenten doch weiter.
Unsere Schwesterschule in gleicher Traegerschaft hilft uns eventuell
auch noch.

schoene Feiertage, Joachim