Als langjähriger Moodle- (und seit kurzem intensiver Nextcloud-)Nutzer, las ich den Vergleich mit interesse.
Ich finde sympathisch, dass man das nicht als “entweder oder” darstellt, sondern als Projekt, aus dem idealerweise auch Moodle etwas lernen kann.
Dennoch - wie auch bei Software bräuchte man vor allem Standards, um Inhalte auszutauschen. Keine neue Plattform, neue Inhalte. Für die Plattform von HPI kann ich das nicht einschätzen, für Moodle schon. Weitmöglichst kann ich hier Daten aller Art austauschen und einbinden. Ich habe eine unfassbar mächtige API, mit der ich alles Mögliche steuern kann (dazu an anderer Stelle mehr).
Was wohl wahr ist - einige fühlen sich von der Vielfalt der Werkzeuge etwas erschlagen. Da besticht bei uns Nextcloud mit einfachen und vielen vertrauten Herangehensweisen. Andere wiederum sind begeistert, dass man mal eben LaTeX-Formeln eintippen kann oder den Editor um eine Lückentext-Hilfe ergänzen kann.
Und was für mich bleibt - HPI hin oder her - ist der Open-Source-Gedanke. Wenn man bei Bund und Ländern Interesse an einer offenen Moodle-Alternative hätte, die auf die Bedürfnisse von Schulen besser abgestimmt wäre, könnte man dies auf vielfältige Weise fördern. Ich habe inzwischen so viele unschöne Erfahrungen mit Closed Source/“Free For Some Time”-Software im Schulbereich gesammelt, dass ich um jedes bisschen echter quelloffener Software froh bin. Egal, was uns serviert wird - Moodle könnte weiter laufen. Libreoffice ebenfalls. Wenn Collabora sein System abschließt, wird eben ein eigenes kompiliert (auch wenn das keinen Spaß macht!). Und OpenBoard mag seine Macken haben, aber in der Zeit, die wir das nutzen, hat unser Schulträger uns 2x einen Digitaltafel-Softwarewechsel diktiert - OHNE Datenmigration der Unterrichtsmaterialien.
Die Liste ließe sich fortsetzen - aber ich werde (wahrscheinlich bis zum letzten Tag) hoffen, dass diese Problemlage auch bei den Entscheidern einmal zum Umdenken führt - ich würde sofort und gerne Geld ausgeben für gut gepflegtes digitales Material, welches ich plattformunabhängig nutzen kann. Noch lockerer säße das Geld, wenn es in offenen Formaten für offene Lernplattformen vorläge. Aber die (z.T. sauteure) Software, die trotz vieler Versprechen auch nach Jahren im Netzwerk nicht ohne mühsame Krücken zum Laufen zu bringen ist, während der eigentliche Anbieter, bei dem der Verlag sich eingekauft hat, längst die Segel gestrichen hat, oder irgendwelche Apple-Only-Zusatzprodukte zu Schulbüchern - so etwas dürfte eigentlich gar keine Lehrmittelzulassung mehr bekommen…
Und da ist so eine HPI-Black-Box eben bei aller Sympathie auch mit Vorsicht zu genießen. Man baut sich einen Kundenstamm auf und dann - wird man sehen, was passiert.
Um mich herum stöhnen Iserv-Schulen über die deutlich erhöhten Preise oder über 5-6-stellige Angebote für kommerzielle Schulserverlösungen.
Und wir arbeiten in dieser Zeit und konzentrieren unsere Ressourcen auf Fortbildung, Inhalte - und haben mit linuxmuster einen soliden Unterbau, der (leider viel zu öffentlichkeitsarm) für sich spricht.
Was man evtl. ja mal überlegen könnte (wenn die V7 draußen ist): es gibt durchaus gute Moodle-/Nextcloud-Entwickler, die ein linuxmuster.net-Plugin entwickeln würden 