Kennt Ihr Seventythree Networks und die Schullösungen?

Hallo,

unsere Stadt Mönchengladbach plant wohl, allen Schulen eine einheitliche Schul-IT-Lösung zu diktieren:

https://www.73s.de/it-schulpaket/

Nun meine Frage an Euch:

Kennt Ihr diese Firma ? / Die Kosten ? / Die Möglichkeiten ?
Auf welcher technischen Basis (Citrix ?..) fußt das ganze ?

Liebe Grüße
Christoph Gü

Hallo,

wir haben 2009/2010 tatsächlich mal mit diesem Anbieter Kontakt gehabt. Wir haben bei einer Videokonferenz das System vorgestellt bekommen. Aufbau ist klassisch: Windowsserver mit AD und DC. Die haben einige Tools dafür programmiert (Benutzerimport, etc.) Die Softwareverteilung fußt auf msi-Pakete die man selber bauen kann oder bauen lassen kann. Man muss dann aber pro Paket bezahlen (es gab glaube ich Freipakete pro Monat)
Imagen konnte sie zumindest damals nicht (hätte z. B. Ghost dazukaufen müssen).

Auffällig damals war, dass die Webseite ein riesengroßes Unternehmen vermuten lies, es aber nur 3 oder 4 Mitarbeiter waren. Wie groß die heute sind, weiß ich nicht.

Abgeschreckt hat uns damals der Preis. Allein das Einrichten (Software, neuer Server und damals einrichten zweier Rechnerräume und zweier Laptopwagen) lag bei ca. 35k € )

Aha,
interessant.
Mittlerweile scheint „73“ auf eine Terminalserverlösung zu setzen. Die soll bei uns in Mönchengladbach über Glasfaser laufen, d.h., dass an ein nur bedingt performantes Glasfaser-Netz alle Mönchengladbacher Schulen mit ihren bis zu 100 thin clients an Terminalserver im Rechenzentrum angebunden werden sollen. (RDP-Clients, Windows-Server-Lösung).
Ist das ein realistisches Szenario ?

Gruß
Christoph Gü

Wie sich die Situationen manchmal gleichen. Ich habe regen Kontakt zu einem kirchlichen Träger der einige Schulen betreut, und die haben den gleichen Weg hinter sich. Wissen muss man, dass es nur mit einer 1zu1 Glasfaserlösung geht, und keiner geteilten. Die sind nicht ganz günstig und müssen real vorhanden sein.
Der maßgebliche Grund bei diesem Träger für diesen Weg war, dass die Administration in den Schulen zu aufwendig war und die zugleich ein System verwendet haben, dass nicht mehr weiterentwickelt wurde (hieß irgendwie mt-box oder so ähnlich).

Bei der Lösung hätte ich zumindest Bedenken:

  • Wer entscheidet welche Software auf dem Terminalserver installiert werden darf? Wie sind da die Wege und wie lange dauert das?
  • Es liegt in einem Windowsrechenzentrum. Wie sieht es da mit Datenschutz aus?

Meines Erachtens gilt die Pädagogische Freiheit auch für das pädagogische Netz!

Wirklich Thinclients über WAN? Ui! Das nenne ich ambitioniert.

Pauschal zu M$ Einsatz: https://netzpolitik.org/2020/datenschutzkonferenz-deutsche-verwaltung-nutzt-microsoft-produkte-nicht-rechtskonform/#vorschaltbanner

Hallo,

Naja, die pädagogische Freiheit wird ja oft herbeizitiert, ist aber meines Erachtens eine ziemliche Wunschkonstruktion. Deine Freiheit wird natürlich durch viele Rahmenregeln eingeengt - wie im ganzen Leben. Und selbstverständlich kann der Schulträger sagen: Geld gibt es nur für diesen Zweck. Also z.B. nur für Server im Rechnenzentrum, nicht für Server in der Einzelschule.

Den Etat des Schulträgers bestimmt ein demokratisch legitimiertes Gremium, und dieses kann - aus meiner Sicht zurecht - deine pädagogische Freiheit einengen. Es kann eben nicht jeder das machen, wozu er gerade so Lust hat.

Dir bleibt ja unbenommen - ggf. über deinen Dienstvorgesetzten - beim Gemeinderat oder Kreistag für deine Sicht zu werben. Manchmal helfen auch weniger offizielle Gespräche mit den Zuständigen in der Verwaltung.

Auch unser Schulträger will ein zentrales Rechenzentrum für alle Kreisschulen, die Ausschreibung läuft, unser BSZ wird mit 20Gbit angebunden, das würde wahrscheinlich auch für Terminalserverdienste reichen, aber die abgelegeneren Schulen bekommen nur 2Gbit, da weiß ich nicht, ob die eine Schule, die Terminalserverdienste tatsächlich einsetzt, glücklich wird.

Aber ich sehe schon das Problem der Schulträger: Die IT an den Schulen wird immer aufwändiger, kostenintensiver und wichtiger. Wenn eine engagierte Kollegin oder ein engagierter Kollege oder ein engagiertes Team das am Laufen hält, ist es gut, aber wenn die oder der ausfällt und alle anderen sagen: „Ich bin doch nicht verrückt, das bekomm ich nie hin!“, dann steht die betreffende Schule vor einem ziemlichen Scherbenhaufen.

Früher konnte man sagen: OK, dann läuft es halt ein paar Tage/Wochen ohne Computer, auch kein Weltuntergang - aber das geht jetzt halt nicht mehr.

Grüße,
Stefan

Lieber Stefan,

dieses Dilemma sehe ich auch, und es wäre borniert - von Lehrerseite aus - nicht zu erkennen, unter welch enormen Druck die Kommunen stehen, die den Komplex funktionierende Schul-Lösung (Pädagogische Netze, LMS-Systeme, lokale Cloud-Lösungen, …) irgendwie bewältigen müssen. Und da fand ich es auch gar nicht übel, dass man in der Stadt MG sich eines Experten-Büros bedient, das IT-Lösungen bereits in anderen Städten erfolgreich gemanaged hat (so die Aussage). Doch leider wurden, als es beispielsweise um die Verteilung der neuen 5-Mrd-IT-Bundesmitteln ging, weder die Experten an den Schulen mit ihren Erfahrungen und teils ganz gut laufenden IT-Lösungen wirklich angehört, noch hat man eine ergebnisoffene Diskussion geführt: Wir haben hier enge, teils ein erfolgreiches Ergebnis konterkarierende Vorgaben bekommen, es gab eigentlich keine echte Hardware-Auswahl, und nach Corona hat die Stadt einsame Entscheidungen gefällt, so wie die mit der jetzt zu erwartenden Seventythree-Lösung für 53 Schulen.
Da wurde weder an „public money-public code“, weder an Datensicherheit („73“ verwendet MS Teams etc.), weder an die benötigte Softwareauswahl noch an die spezifischen Bedürfnisse ("Wie flasht man Arduinos an einem Thin Client ?) der Schulen gedacht, und alles wird überschattet von unserem ominösen „Vitus-Netz“, dessen Bandbreite nicht ausreichen wird, an das aber die Schulen zwangsweise angebunden werden sollen…
Das macht schon etwas mit mir.
Daher hoffe ich schon sehr, dass die immer besser funktionierende Linuxmuster 7 samt der angebundenen Systeme (Nextcloud, Moodle, …) bald so bekannt wird, dass Kommunen sich mehr und mehr für sie interessieren und genügend IT-Dienstleister sie supporten.

Christoph Gü.

Hallo Christoph,

und dieser Druck führt dann zu Stilblüten. Bei uns wurde in der Zeitung verkündet der Kreis habe jetzt 2400 Tablets angeschafft (Samsung und Apple) und verteile die jetzt an die Schulen. Dann will man „zügig“ das Wlan an den Schulen ausbauen :frowning:. Bei über 40 Schulen ist das Wlan sicher erst dann da, wenn die Tablets schon ausgemustert sind.

Abgesehen davon bin ich aus verschiedenen Gründen kein Freund von Tablets, aber mich fragt keiner und das steht auf einem anderen Blatt.

Gruß

Alois