Warum 1+1=2 oder warum iPads kein Ersatz für PCs sind

Hallo zusammen,

eigentlich jedem klar. Nur wie beantworte ich die zweite Frage so, dass es auch meine Schulleitung versteht (und akzeptiert)?
Hier brauche ich Eure Argumentationshilfe mit hieb- und stichfesten Facts! “Das war schon immer so!”, “Da könnte ja jeder kommen” oder “Ich bin allergisch gegen Äpfel!” zählen da natürlich nicht…

Hintergrund:
wir haben bisher außer in den DV-Räumen keine PCs in den Fach- und Klassenräumen, die Rechner in den Lehrerstützpunkten sind hoffnungslos veraltet. Also stehen Neu- bzw. Ersatzbeschaffungen an.
Angedacht war zuerst, als Alternative zu festinstallierten PCs, die KollegInnen mit Laptops auszustatten, die sie dann neben dem Unterricht auch zu Hause, auf FoBis etc. nutzen könnten. Klingt reizvoll, für SuS hätte man einige wenige Poolgeräte vorgehalten.

Nun möchte die Schulleitung unabhängig davon aber auch ein paar Klassensätze Tablets (==iPads…) anschaffen.
Und die KollegInnen müssen sich damit natürlich dann auch auskennen.
Also soll jede/r eines bekommen.
Zwei Geräte (iPad + Laptop) sind aber zu teuer!
Also fällt der Laptop weg, ist ja klar! Wieso sollte man den dann noch brauchen?
Der ist eh zu schwer/klobig!
Und Erstellung und Bearbeitung von Unterrichtsmaterial, Zugriff auf das (noch einzuführende elektronische Tagebuch (bitte nicht hier auch noch diskutieren…)) und eine IuK-Plattform sollte doch auch mit dem iPad gehen!?
Ok, in den DV-Räumen brauchen wir vielleicht noch diese großen Kisten aber für den “normalen” Unterricht…!?

Wo gibt es echte und belastbare (technische) Einschränkungen, die ich anführen kann?
Zugriff auf’s Dateisystem/Datenaustausch? Geht doch per Cloud…
Argument “Apple und Datenschutz”: sehen leider nicht alle Entscheider kritisch genug…
Schreiben von längeren Texten? Gibt doch Tastaturen dazu…
Zugriff auf personenbezogene Daten im Lehrernetz nicht per WLAN, sondern nur kabelgebunden möglich! Gibt doch Ethernet-Adapter…

HILFE!!!

Bin für jedes konstruktive Argument dankbar!

Danke und viele Grüße,
Jochen

Hallo Jochen,

Zugriff auf’s Dateisystem/Datenaustausch? Geht doch per Cloud…

… nein, so einfach ist das nicht.
Ich hab einen Schüler in der Klasse (12te Klasse) der seit einem halben
Jahr ein iPad im Unterricht verwendet (hat vorher gefragt).
Dem hab ich dann immer meine Arbeitsblätter per email während des
UNterrichts geschickt.
Gerade Heute hab ich ihn gefragt, ob ich auch das aktulle schicken soll.
Er verneinte, weil er das von der email sowiso nicht in sein
Schreibprogramm rein bekommt: das hat Apple gekapselt.
Er meinte „das geht eigentlich nur mit Airdrop“
Ich meinte " … aber nur bis Apple einfällt, dass es das aus irgend
einem Grund nicht mehr will…"
Ich kann verstehen, dass es um Sicherheit geht, wenn man jede App gegen
die anderen abkapselt.
Aber dass man dann nicht mal Dateien hin und hertauschen kann … krank.

Argument “Apple und Datenschutz”: sehen leider nicht alle Entscheider
kritisch genug…

… na dann sollten sie sich dringend mal informieren.

Schreiben von längeren Texten? Gibt doch Tastaturen dazu…

… auf einem 10 zoll Display? Oder nehmt ihr das große für viel Geld?

Mich erschreckt die Argumentation schon sehr.
Ich finde das so, wie wenn ich einem Lastwagenfahrer sage: hey, arbeite
doch endlich mal mit einem Fiat 500: die sind schick und da kann man
auch Sachen drin transportieren.
Nur weil was in meinem privaten Gebracuh schick und praktisch ist, muss
das doch nicht zwangsläufig auf beim professionellen Einsatz das bessere
Werkzeg sein.
Ich mache viele Arbeitsblätter. Da wird in Writer geschrieben, was
eingescannt, Bilder eingefügt und Graphen mit geogebra erstellt: das
will ich nicht an einem Tablet machen: nicht mal für Geld und da hilft
dann auch eine Tastatur nicht viel.

LG

Holger

Hallo Holger,

vielen Dank für Deine Antwort!

Doch, scheint wohl schon zu gehen: mit der Classroom App. Ich meine aber, dass man da die SuS aufnehmen und (manuell?) pflegen muss, und deren personenbezogene Accountdaten und die auszutauschenden Dateien dann über die (i?)Cloud gehen. Da ich das Dingen aber nie gesehen habe, kann ich das nicht definitv sagen. Weiß da jemand Genaueres? Könnte das Ding auch über eine eigene (Next)cloud gemanaged werden?

Tja, wem sagst Du das…?

Geld spielt wohl eine untergeordnete Rolle…

Sehe ich genau so. Aber da es für die meisten der o.g. Dinge bestimmt ne App gibt, ist das halt Geschmackssache…

Für mich als Admin oder die DV-Kollegen könnte ich natürlich anführen, dass es bestimmt SW gibt, für die es kein App-Äquivalent gibt (VMWare vSphere Client, Filius Netzwerk-Simulation, XAMPP, Virtualbox, BlueJ etc.) aber das sind halt nur die 10% IT-Nerds. Die anderen brauchen das ja nicht.
Höchstens vielleicht Veracrypt, das scheint’s nicht für iOS zu geben (aber bestimmt so ne dusslige Alternative?).

Habt Ihr weitere Argumente?

Vielen Dank und viele Grüße,
Jochen

Hallo

bislang kann ich aus meinem Umfeld sagen, dass iPads wenn schön über MDM verwaltet und ausreichend WLAN vorhanden, durchaus eine sinnvolle Ergänzung sein kann.

In vielen Anwendungsfällen im Unterricht reicht das aus.

In der Unterrichtsvorbereitung können sie ein Graus sein. Das hat z.T. verwaisten Lehrerarbeitszimmern mit Desktops wieder zu einer Renaissance verholfen.

Viele Allgemeinbildner kommen so ganz gut zurecht.
Die bereiten ihren Unterricht am Lehrerarbeitsrechner vor und nehmen das Tablet mit,
von dem präsentiert und per Miracast auf den Beamer übertragen wird
Voraussetzung: Es gibt genug Lehrerarbeitsrechner.

Das sollte man aber ganzheitlich planen und nicht per Gießkanne den Leuten aufdrücken, sondern das Konzept im Vorfeld schon präsentieren und sie mit ins Boot holen. Idealerweise macht man dabei auch gleich eine Demo bei der die Leute testen können, dass das auch genauso funktioniert und ich mich vor der Klasse nicht zum Affen mache.

Wenn dahinter ein durchdachtes Konzept steht, dann geht das gut. Nach dem Prinzip “Wir machen jetzt Mal, weil günstig und woanders machen die das auch” geht das schief.

Also ich würde an der Stelle den “Proof of concept” einfordern/Anfragen.

Viele Grüße
Thomas

Was auch denkbar wäre, sind Dockingstations für die iPads mit externem Monitor, Maus und Tastatur für die Lehrer.
Dann ist das aber keine kostengünstigere Lösung mehr als Notebooks zu beschaffen.

Hallo,

Aus Sicht des Faches NWT: iPads kannst du komplett vergessen, weil du ja nicht selbst entscheiden kannst, was da für Weichware drauf läuft. Gerade um Umfeld Arduino, Elektronik, 3D Druck schränkt das sehr ein, besonders, wenn man auf den Desktops ein freies Betriebssystem verwendet.

Das Lobbying für iPads in Europa ist außerdem vor dem Hintergrund zu sehen, dass Apple den Kampf um die Schulen in Amerika gegen Googles Chromebooks verloren hat, und jetzt über Lehrersponsoring und was weiß ich versucht bei uns einen Fuß in die Türe zu bekommen, obwohl das Chromebook Konzept (wenn man den Datenschutz mal vergisst) für die Schule sehr wiel besser geeignet wäre, weil es ohne MDM auskommen kann.

Aus Sicht eines Lehrers: Wenn ich damit Unterichtsvorbereitungen, Schulchat, Dienstliche Mail und dergleichen machen soll, würde ich persönlich ein ferngesteuertes Gerät sowieso niemals benutzen.

VG

Frank

Hallo Jochen,

ergänzend zu all den Argumenten hier nur mal so eine schnelle Liste “aus der Hüfte geschossen”:

  • PCs sind sofort einsatzbereit und müssen nicht vor Unterrichtsbeginn verteilt werden.
  • Ich habe kein Problem mit leeren Akkus wenn ich sie brauche
  • PCs können nicht herunterfallen, Spider-Apps sind eher selten
  • Mobile Geräte bekommen häufig Füße. Da muss doch für dieses SMV-Projekt schnell noch ein Gerät ausgeliehen werden. Ist nur eine Ausnahme … und schwups war der Klassensatz um ein Gerät ärmer.
  • Fest installierte Geräte sind einfacher zu warten
  • Die Kompetenzen die auf mobilen Geräten gefördert werden sind nicht so umfassend wie auf PCs. Sichwort: Wer kennt heute noch Shortcuts? Später brauchen sie die. Wie man im Internet ordentlich recherchiert, kann ich jedoch auf beiden Geräten lernen … und wischen kann jeder!
  • Die Arbeitsplatz-Ergonomie leidet: Ein aufrechtes Sitzen ist eher an einem gescheiten PC-Arbeitsplatz möglich und nicht in geduckter, muskelverkürzender Haltung.
  • Wir sollen auf das Leben im Anschluss (häufig Studium) vorbereiten. Welcher Absolvent schreibt seine Bachelor-Arbeit auf einem IPad?
  • Wenn ich an die Abhängigkeit an “Apple” denke, bekomme ich Plag (gut ist kein Argument für eine Schulleitung)
  • Und noch ein Gedanke am Rande: All die Argumente die bisher hier gesammelt wurden und noch zusammen kommen, werden aus meiner Erfahrung nicht wirklich greifen. Der Schulleitung oder den Entscheidern sollte klar sein, dass viele der bunten und schicken Apps nicht verwendet werden dürfen, sofern sie nicht den Datenschutzrichtlinien genügen.
  • Ein aus meiner Sicht vertretbarer Einsatz von IPads wäre, dass man sich auf die Nutzung von Apps einigt, die auf allen Systemen (Android, IOS, Mac-OS, Windows, Linux) läuft. Z. B. Joplin als Notizapp, etc.

So viel zu meinen wirren Gedanken.

Viele Grüße

Tobi

Klar…das sind genau die Anwendungsfälle in denen man damit nicht klar kommt. Eben die Ausnahmen von den „vielen“.

GPOs sind auch eine Art „Fernsteuerung“. Und auch in der lmn7 hast immer wenigstens eine GPO.

Viele Grüße
Thomas

Hallo Thomas,

Als (freiwillige) Ergänzung ok. Aber es geht um den kompletten Ersatz der PCs, außer in den DV-Räumen…!

Viele Grüße,
Jochen

Wie ich schon schrieb…“Proof of Concept” anfordern. Von der Schulleitung zeigen lassen, dass das Konzept stimmig ist. Man könnte auch eine außerordentliche GLK zu dem Thema einberufen (lassen).

Es muss mehr Transparenz in das Thema.
Für alle sichtbar -> “Das haben wir uns dabei gedacht und seht her, es funktioniert”.

Hai,

Kein Windows, nirgends :wink: nicht in der Schule und erst recht nicht privat. Es kommt mir aber auch weniger auf die Geräte im Schulnetz an, als auf solche, die ich z.B. den Lehrern mitgebe.

VG

Frank

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten, Argumente und Unterstützung!

Sehe ich genau so! Festinstallierte Desktop-PCs kommen aber eher nicht in Frage, da wir als Lehrerpult nur ein kleines, höhenverstellbares Stehpult haben. Ein Rechner könnte im darunter stehenden Medienkasten installiert werden, das Aufstellen eines Monitors auf dem kleinen Stehpult-Tisch wird aber schwierig. Von daher konkurriert das iPad mit Laptops. Die Akkuproblematik ist dabei leider die gleiche (man könnte Netzteile fest installieren).
Tablet-Klassensätze soll es aber so oder so geben (da darf sich dann jemand anderes drum kümmern), es geht hier v.a. darum, den KollegInnen ein dediziertes Gerät als Ersatz für festinstallierte Rechner in den Lehrerstützpunkten und Klassenräumen an die Hand zu geben.

Sehr interessant finde ich die Argumente

  • Kompetenzen im Umgang mit einem echten OS / Vorbereitung auf Berufsleben
  • Spezial-SW im Bereich Informatik, NWT
  • „das mit diesem Datenschutz“ muss man wohl auch noch mal anbringen.
  • Präsentation von Unterrichtsmaterial vielleicht ok aber Erstellung schwierig.

Vielleicht kann es ja auch einen Kompromiss dahingehend geben, dass wir Laptops verwenden und diejenigen, die sich in das Thema iPads einarbeiten wollen, sich ein iPad der Schule ausleihen.
Oder man stellt es dem Kollegium frei, sich für ein Gerät zu entscheiden: Laptop (von mir (per Image) gewartet) oder iPad (gewartet von wem auch immer, nur nicht von mir).

Wenn Euch noch was einfällt: immer her damit!

Vielen Dank und viele Grüße,
Jochen

Hallo,

Ich würde da als Hauptargument die fehlende Flexibilität sehen: Du bist mit iPads komplett in dem geschlossenen App System von Apple eingesperrt. Damit können zahlreiche Szenarien abseits von „Büroarbeit“ nicht oder nur schlecht realisiert werden, man kann nicht flexibel selbst Lösungen finden.

Außerdem sollte man den SuS ein solches System nicht als „normal“ verkaufen. Ich verweise einmal mehr auf die ausgezeichnete Keynote von Herrn Doctorow auf dem 28c3, „The coming war on general computation“:

VG

Frank

Hallo Frank,

Full Ack! Nur brauche ich das konkreter. An was für Szenarien denkst Du? Ich will anhand von möglichst konkreten Szenarien beschreiben, was alles nicht oder sehr viel schwieriger geht. Und möglichst für den „Otto-Normal-Lehrer“.

Viele Grüße,
Jochen

Ich finde die Idee mit der Wahlmöglichkeit am Besten.
Vielleicht finden sich ja auch “Apple-Jünger”, die sich gern mit dem Thema MDM befassen möchten…

Einfach irgendwas aufdrücken, egal aus welcher Ecke, ist immer schlecht.

In aller Kürze …

… hier das Gegen"argument":
https://www.amazon.de/Invision®-Monitor-Tischhalterung-Vollbewegliche-75x75-100x100-Schwarz/dp/B078S8PD19/ref=sr_1_6?keywords=monitor+halterung+tisch&qid=1554880819&s=gateway&sr=8-6

Hallo Thomas,

Finde ich taktisch schwierig: es gibt im Kollegium begeisterte iPad-Anhänger, die da bestimmt gern zeigen würden, was sie alles wischen und wedeln können und wie toll das funktioniert. Das würde vermutlich sogar einige Weitere überzeugen, die da noch nicht so „gefestigt“ sind (klingt so nach religiös gefestigtem Glauben aber vielleicht trifft’s das auch…? :wink: ).
Schwer wäre in diesem Zusammenhang, konkret den Finder (hihi, Freudscher Verschreiber) in die Wunde zu legen nach dem Motto „Jetzt zeig mir aber mal, wie Du das und das machst…!“, denn vermutlich lassen sich die Meisten dann auch von einer Antwort à la „Äh ja, kann ich grad nicht zeigen aber da gibt’s auch Apps für und hab ich an der Schule / auf der Didacta / in ner Fortbildung gesehen, funktioniert suuuuper!“ überzeugen.

Viele Grüße,
Jochen

Hallo Michael,

für die Aufstellung/Montage ok aber der Monitor versperrt Dir halt in Gesichtshöhe ziemlich die Sicht auf einen Teil der Klasse. Müsste man aber mit einem kleineren Monitor mal ausprobieren, denn immerhin hat ja auch ein Laptop einen solchen.
Wobei die Alternative “Laptops” der Schulleitung noch besser zu verkaufen wäre.

Viele Grüße,
Jochen

P.S.: Vielen Dank, dass Ihr alle so engagiert mitdenkt!!!

Hi Jochen.

klar … aber das Gelenk ist ja dreh- und schwenkbar. Ein fest installierter Laptop ist dennoch besser/kleiner/moderner. Dann musst du dir aber (so wie wir gerade) Gedanken über die Aufbewahrung in abschließbaren Schulmöbeln machen … es sei denn, dass jeder Kollege seinen eigenen Laptop bekommen und mitführen soll.
OT: Der nächste Schritt sind dann Gedanken zu Kabelschächten (im Boden) oder -kanälen (keine gute Idee), die den ganzen Kabelsalat vom Pult zur Wand/Beamer/TV führen. (Auch darüber denken wir gerade nach…)

Schöne Grüße,
Michael

Ja, so soll das sein.